Donnerstag, 4. Juli 2019

Tag-96 Sundsvall - Härnösand

Die Nacht ist etwas kurz geraten. Mein Mitbewohner Luis ist aus Kolumbien und mal wieder für einige Wochen in Schweden, um Holzfassaden älterer Häuser zu restaurieren. Er will morgens früh raus, fängt damit aber schon um kurz nach vier an. Naja, ich drehe mich um und kann noch etwas weiterschlafen. Nach dem Frühstück mache ich mich auf die Suche nach einer Massage für meine müden Beine. Und um die Ecke werde ich doch glatt fündig. Statt der nachgefragten halben Stunde empfiehlt die asiatische Geschäftsfrau mit gewinnendem Lächeln ne volle Stunde einschließlich Schulter/Rücken. Sie hat gewonnen und an den verspannten Schultern auch gleich den wunden Punkt gefunden. Gegen die restliche Müdigkeit kämpfe ich erst gar nicht an, allein meine eigenen Atemgeräusche verhindern einen Tiefschlaf. Auch die schönsten 60 Minuten sind irgendwann mal vorbei.
Dann kann’s ja weitergehen. Ist ja auch schon spät geworden. Gut dass heute nur eine kurze Etappe auf dem Plan steht. Das Rad ist schnell beladen, doch halt, da fehlt doch noch was: wo ist der Tacho ? Ohne den geht’s gar nicht und gestern Abend war er noch dabei. Also alle Taschen nochmal auf links, das Zimmer überprüfen: nix! Gedanklich bin ich schon wieder zwei Schritte weiter: im Radladen um die Ecke. Bevor ich ein weiteres mal das Zimmer durchwühle frage ich aber doch erst noch an der Rezeption nach. Glück gehabt - da wurde er tatsächlich abgegeben!
Halb zwölf, die 60km sollten da doch kein Problem sein. Es ist sonnig aber wieder frisch. Der Wind VV hat einen spürbaren chill-Faktor. Das Thermometer bleibt bei 17 Grad hängen. Kurz-kurz läuft da nicht mehr, eine Jacke tut‘s fürs erste.
Zur Mittagspause reicht erstmal ein Picknick, hab ja noch nicht viel getan. Hier muss ich mich auch zwischen zwei Varianten entscheiden. Ich nehme die ohne Schnellstraße. Und kurz darauf bietet sich noch ein etwas längerer weg zu einem sehenswerten Wasserfall an. Den sollte ich doch mitnehmen.
Es geht jetzt weg von der Küste und das heißt hier in die Berge. Aus dem welligen Gelände werden nun doch schon leichte Anstiege.
Unterwegs ist direkt neben der Straße ein Vollernter im Einsatz. Ruckzuck sägt der stattliche Fichten ab, legt sie um, entastet sie und schneidet sie auf einheitliche Länge - Wahnsinn wie fix das geht !
Der Abzweig zum Wasserfall Västanåfallet hat’s dann noch mal in sich. Die Entfernung ist ein Klacks, aber die Schotterpiste mit Wellblech und starkem Gefälle bzw. Anstieg bis 10% machen daraus eine kleine Herausforderung. Die lohnt aber allein wegen des Kaffees mit Kuchen :-) Und der Wasserfall ist es auch wert!
Nun ist schon halb fünf durch und es sind immer noch ordentliche 36km zu fahren. Außerdem habe ich soeben zwei Tropfen abbekommen. Doch der Gegenwind hat auch sein Gutes: er treibt die Wolken an mir vorbei. Außerdem behält er seine Richtung bei während sich meine ändert. Nach einem kurzen Anstieg auf am Ende etwa 220m fügt sich dann alles gut zusammen: gute Straße mit wenig Verkehr, Wind seitlich bis Rücken und dazu noch abwärts. Da lässt es sich gut fahren und gleichzeitig noch der Schnitt deutlich verbessern. So werden‘s am Ende 85km und es ist schon fast sieben Uhr.
Nach einer schnellen Dusche brauche ich jetzt erstmal etwas zum satt werden, was ich im Hafen finde. Black&White - richtig lecker und in ausreichender Menge ;-) Und dann gibt’s noch einen Absacker in einer anderen Hafenpinte, wo neben Livemusik auch die Fußball-WM läuft.
Es ist jetzt Mitternacht und die untergehende Sonne sorgt immer noch für einen hellen Abend - und in drei Stunden geht sie schon wieder auf ... und bis zum Polarkreis sind’s immer noch 4 Breitengrade, also 444km (netto) !











1 Kommentar:

  1. Lieber Georg, jetzt fahre ich mit dem Finger auf der Landkarte mit! :) Ich finde die Gegend einfach großartig und Deine Leistung ebenso. Liebe Grüße die Bienenfreundin

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