Samstag, 13. Juli 2019

Tag-105 Morjärv - Polarkreis 66° 33′ N - Jockfall

Mag ja sein, dass die Schweden trockenes Brot von gestern mögen (Knäckebrot ist dann die höchste Form), mir schmecken frische Brötchen definitiv besser. Und Butter gehört für mich eigentlich genauso dazu wie heißer Milchkaffee. Gibt's heute aber nicht und so bleibt dieser Teil des eigenen Frühstücks etwas unter dem Durchschnitt. Aber das Müsli wird mit Apfel, Banane und Joghurt dafür umso besser. Auf die trockenen Brötchen beim Picknick unterwegs freuen wir uns jetzt schon.
So starten wir bei herrlichem Sonnenschein und einer frischen Brise. Die beiden bleiben auch über den ganzen Tag unsere Begleiter. Gut, beim Wind passt der Ausdruck "Begleiter" jetzt nicht so wirklich. Wir stehen mal wieder eher in einer etwas feindlichen Beziehung zueinander, verfolgen wir doch entgegengesetzte Ziele. Die dafür erforderliche Kraft reduzieren wir geschickt durch abwechselndes Fahren im Windschatten des anderen. Der Verkehr ist begrenzt und so kommen wir gut voran im Tal des Kalixälven, dem kalten Fluss. Am Straßenrand sehen wir dann endlich mal wieder Großwild, eines sogar in weiß bis grau statt braun.
Kurz nach dem Wechsel auf die Landstraße 392 auf der anderen Seite des Flusses kommen wir zu Holgers Museum mit über 200 verschiedenen Maschinen, die da im Freien auf Besucher warten. Er bietet auch Führungen an und hat sicherlich zu jedem einzelnen Gerät eine ausführliche Geschichte zu erzählen. Direkt vor uns liegt der Propeller einer deutschen Messerschmidt, die 1940 beim Überfall auf Norwegen (Operation „Weserübung“) von der britischen Luftwaffe (RAF) über Schweden abgeschossen wurde. Und dann zeigt er uns noch eine DKW mit der ein deutscher Spion hier oben im Norden unterwegs war und in einem Fluss geendet ist. Er erzählt außerdem vom Kontakt zu einem deutschen Oldtimerfan aus Twistringen/Bremen. Ihre Verständigung klappt auch ohne englisch prima, weil der hiesige Dialekt vieles mit dem plattdeutschen gemein hat. Die Einladung zum Kaffee müssen wir leider ausschlagen, da wir Kohldampf haben und nach Överkalix wollen, um dieses Problem zu beheben. 
In der Pizzeria nehmen wir mal wieder das Mittagsmenü mit all-in und essen uns nach dem doch etwas mageren Frühstück richtig satt. Da das Blut jetzt sowieso nicht für die Beinarbeit zur Verfügung steht, genießen wir die Sonne mit einem kleinen powernap. Im Supermarkt besorgen wir uns anschließend die Zutaten fürs Abendessen und ich bekomme auch noch einen Capuccino aus dem Automaten des Hauses.
Bevor wir den Ort verlassen, muss ich mir aber noch den Nachbau eines prähistorischen Dorfes ansehen. Die Anlage ist zwar schon etwas heruntergekommen, wird offensichtlich nicht mehr gepflegt und ist leider auch ohne Erläuterungen, aber letztlich doch ganz anschaulich (wenn man von den teilweise verwendeten Nägeln mal absieht).
An einer Fähre über den kalten Fluss machen wir nochmal Pause und genießen unsere Süßteile in der Sonne. Da fehlt jetzt nur noch ein Milchkaffee ... 
Und dann kommt er. Bereits einen Kilometer vorher wird er angekündigt: der Polarkreis. Das ist schon eine besondere Marke auf unseren Touren und ein großartiges Gefühl. Mein Tacho zeigt jetzt 7.728 Kilometer seit Tarifa. Außer dem Schild gibt's nur eine stillgelegte Touristenanlage für Imbiss und Souvenirs. Wir kommen wohl nicht oft genug !?
Unser heutiges Ziel ist der Campingplatz an einem rauschenden Wasserfall in Jockfall. Hier stoßen wir erstmal mit einem Radler und ner Tüte Chips auf den Polarkreis an. 
Anschließend kommen die Getränke fürs Abendessen in den Kühlschrank, stellen wir sicher, dass die Sauna gut einheizt und dann geht's ab an den sandigen Strand und ins Wasser ! Das ist gar nicht so kalt wie erwartet, aber natürlich nicht für einen längeren Aufenthalt geeignet. Und die Sauna danach ist dann eine Wohltat, hier könnte ich jetzt sofort schlafen. 
Doch zunächst müssen wir noch die Zelte aufbauen. Dabei ist der Mückenschutz einschließlich Hut unerlässlich (Frage an die Bienenfreundin: komme ich mit schwarzem Hut als Imker in Frage?). Die Biester werden jetzt richtig lästig. 
Die Touristen kommen vor allem zum Angeln hierher. Der Saisonrekord fürs Wettangeln steht momentan bei 17,9 kg. Erster Preis ist ein Flachbildschirm-TV mit 50 Zoll. Den bekommen wir eh nicht nach Hause transportiert und verzichten auf eine Teilnahme.
Beim Abendessen mit Tortellini aus der sizilianischen Küche im Freien wird's dann doch schon schnell frisch: die Sonne kann uns schon nicht mehr richtig wärmen und bei etwa 13 bis 14 Grad halten wir es nicht lange aus.
Der Wasserfall wird abends nicht abgestellt und sein Rauschen bringt uns schnell in den Schlaf ....




















1 Kommentar:

  1. Lieber Georg, mit einem weißen "Schleier" wie es in der Imkersprache heißt, sofort. Schwarz wirkt auf die Bienen eher bedrohlich nach dem Motto, jetzt kommt ein Bär.... Angebot: wir probieren es aus?
    Liebe Grüße von der Bienenfreundin

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