Freitag, 26. Juli 2019

Tag-118 Tromsø - Sortland

Auch diese Nacht ist dann irgendwann vorbei. Einige Mitreisende haben es sich ebenfalls im Panoramasalon bequem gemacht. In den frühen Morgenstunden geht der Staubsauger hier pflichtgemäß auf Tour. Ich nehme schließlich eine Dusche in der Sauna und besorge mir noch einen Kaffee zu meinem eigenen Frühstück. Auf das Buffet muss ich verzichten, weil diesesmal die Zeit einfach nicht ausreicht. Etwas verspätet kommen wir kurz nach acht in Harstad an. 
Bevor ich mich auf meine Tour begebe, will ich doch wenigstens noch etwas von der Stadt sehen. Im Süden ist irgendein slottet bygdeborg als historische Sehenswürdigkeit ausgewiesen. Aber außer viel Natur ist da nix zu sehen und nach irgendwelchen alten Grundmauern unter den Büschen werde ich jetzt nicht suchen. Auf dem Rückweg besorge ich mir noch ein belegtes Baguette für unterwegs, wer weiß ...
Im Norden ist die Kirche von Trondenes ein ausgewiesenes historisches Highlight: sie ist die nördlichste mittelalterliche Steinkirche und stammt aus dem zwölften Jahrhundert. Der getrocknete Fisch war ein echter Exportschlager - vor allem auch nach Deutschland - und hat zu einigem Wohlstand geführt. Die guten Erträge wurden unter anderem in aufwendige Altäre aus Norddeutschland investiert. 
Dann geht's aber nun doch auf die eigentliche Strecke. Bergauf, damit ich warm werde.
Bei diesen einsamen Fahrten ertappe ich mich hin und wieder dabei, wie ICH mit MIR selbst spreche .... und dann lachen wir beide. Wer hat heute eigentlich angefangen? ICH war es wohl, der MIR die Frage gestellt hat, wer denn auf diiiese Schnapsidee mit dem Radausflug gekommen ist? Haste dir mal das Höhenprofil der Tour angesehen? Und die Wettervorhersage für heute Nachmittag ? Wir könnten jetzt auf dem Sonnendeck liegen, du könntest endlich mal in deinem Buch lesen, das wir schon 3.000km spazieren fahren oder in der Sauna entspannen! Stattdessen strampeln wir in der Sonne am Berg. 
Der führt aber noch nicht mal auf 200m - also alles halb so wild. Die Straße führt durch eine Art Voralpenlandschaft mit Milchkühen auf Weiden. Die sich anschließenden Berge gehen wohl auf 600m, im Hinterland sogar auf 1.200m. Unten Wiesen, dann Wald und darüber gerölliges Hochgebirge mit Resten von Schnee. Von den Bergen stürzen kleine und größere Bäche herunter. Und das alles direkt am Meer.
Mit dem Vieh haben die hier nach meiner Nase auch ein Gülleproblem. Wenig später kommen kleinere Stallanlagen, deren Geruch eindeutig auf Schweine und Hühner hinweist. Es ist hier so mild, dass auch Erdbeeren angebaut werden. Was unter den Folien wächst, kann ich nicht ausmachen. Das Grünland an der Küste einer kleineren Insel in einem Fjord der großen Insel ist offensichtlich so wertvoll, dass vor wenigen Jahren sogar eine Brücke dahin gebaut wurde. Überhaupt wurde das Straßennetz wohl erst in der Nachkriegszeit geschaffen. Davor waren die Gehöfte und Siedlungen nur übers Wasser zu erreichen. An einem Museum mache ich Mittagspause. Eine ehemalige Handelsstation mit Gemischtwarenladen und Poststelle wurde hier offensichtlich von engagierten Bürgern vor dem Verfall gerettet. Danke für den Kaffee, aber ich muss jetzt los, um die Fähre zu bekommen. Der junge Mann witzelt noch, dass der Weg zur Fähre mit dem Auto in sieben Minuten zu schaffen ist; sie empfehlen den Touristen aber ne Viertelstunde - wegen der Fotos :-)
An der Fähre ist richtig was los. Für Radfahrer ist sie sogar frei. Da kann ich mir im Bordrestaurant ja noch einen Kaffee gönnen. Die Straße führt weiter direkt an der Küste entlang und kommt schließlich zu einem Tunnel für die Autos. Für Radfahrer gibt's ne Alternative weiter am Wasser. Die Sonne kommt inzwischen nicht mehr durch die Wolken und es fallen auch ein paar Tropfen. Das lässt mich aber kalt, denn das Ziel ist nah und in Sortland wartet eine heiße Dusche. Dahin führt mal wieder eine Hochbrücke. Die Stadt arbeitet daran, sich zur blauen Stadt zu machen - einige Gebäude tragen dazu schon bei. Mein Airbnb-Vermieter betreibt einen Kebab-Grill, wo ich später lecker satt werde. Und nach einem Bier aus dem Supermarkt kann ich prima schlafen.





















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