Freitag, 19. Juli 2019

Tag-111 Kautokeino - Suolovuopmi

Aus unseren Vorräten und den Einkäufen von gestern Abend gibt's ein richtig gutes Frühstück. Den Proviant für unterwegs beschaffen wir uns anschließend im Supermarkt. Vorher mache ich noch einen kleinen Abstecher zur Kirche. Die fällt innen mit einem ganz eigenen Stil aus. 
Der Blick über die Siedlung mit knapp 3.000 Einwohnern macht die Streulage nochmal so richtig deutlich. Aber der Ort hat hier oben schon eine große Bedeutung. Außerdem gibt's eine Universität für die Samen. Das läuft dann wohl unter Förderung von Minderheiten und abgelegenen Regionen.
Nach dem ersten Anstieg hinter Kautokeino parkt ein Motorradgespann mit deutschem Kennzeichen am Straßenrand. Die Familie aus Holtorf/Vechta macht einen Ausflug zum Nordkap! Mutter und Sohn sitzen mit Schlappen im Beiwagen. Das scheint ja ganz gemütlich zu sein. Die Kiste ist jedenfalls reichlich mit Zelt und anderem Zubehör beladen. Na dann mal gute Fahrt.
Ich habe heute müde Beine und Alberto braucht mal Auslauf. Also düst er nach einer gemeinsamen Mittagspause los. Dabei erhalten wir kräftige Unterstützung von einem frischen Wind. Gegen den haben zwei entgegenkommende Radler anzukämpfen, was in ihren verkrampften Gesichtern mehr als deutlich wird.
An einem Picknickplatz mache ich Halt, um den Blick auf den gegenüberliegenden Wasserfall Pikefossen zu genießen. Im seichten Wasser unterhalb der Fälle stehen Angler auf Beutezug. 
Etliche Kilometer weiter kommt dann endlich mal wieder eine Siedlung. Den Kaffee mit Milch und ein Stück Apfelkuchen lassen die sich erneut gut bezahlen. Für 8,50 Euro bekommt man in vielen anderen Städten Europas auch nur einen Kaffee (ohne Reifung in der Thermoskanne, mit viel heißer Luft in der Milch und ohne Kuchen) und muss dann meist noch in der heißen Sonne schwitzen, ohne die pure Natur mit tausenden Moskitos genießen zu können. Eine Norwegerin hatte uns gestern Abend noch die abschreckende Wirkung auf Flüchtlinge als eine mögliche Erklärung für das hohe Preisniveau angeboten. Wie bereits in Schweden steckt hinter der nach außen getragenen politischen Korrektheit offensichtlich auch keine größere Offenheit der Menschen gegenüber Fremden als bei uns.  
Die Straße führt weiter oberhalb des Flusses entlang und erreicht schließlich eine Höhe von gut 400 Meter. Die Aussicht ist fantastisch, immer wieder stürzen kleine Bäche an den Felsen hinunter in den Fluss. Die Sonne hat sich inzwischen wieder gegen die Regenwolken durchgesetzt und so läuft es richtig gut. Statt Radwegen gibt’s hier übrigens regelmäßig Spuren für Schneescooter, die längs der Straße verlaufen oder sie kreuzen.
Alberto steht schon unter der Dusche als ich an unserer Unterkunft ankomme. Die steht mitten im Nirgendwo, aber an einem schon zu Vorzeiten wichtigen Handelsweg. Die Zimmer sind klein, aber sehr gemütlich eingerichtet und zudem vergleichsweise günstig. Das Gemeinsamschaftsbad ist wie hier meist üblich sehr sauber und außerdem noch schön dekoriert. 
Nach so einem Tag brauche ich mal wieder was richtiges zu Essen und gönne mir ein Rentiersteak. Bei den prohibitiven Preisen verzichte ich aber doch auf einen isotonischen Gerstensaft. Die Gruppe am Nachbartisch wird von der tief stehenden Sonne geblendet und zieht irgendwann die Gardinen zu - es ist halb zehn !

















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