Freitag, 31. Mai 2019

Tag-63 Trier - Reil

Für das eigene Frühstück im Hostel gibt's einiges an allgemeiner Ausstattung, die ich nicht dabei habe zB Butter oder Milch für'n Kaffee. Dabei treffe ich auch Daniel, Vincent und Gert-Jan, die das verlängerte Wochenende für einen Ausflug von Osnabrück nach Münster nutzen. Wir unterhalten uns über meine Pilgertour und sie geben mir noch ein Gebet für meinen weiteren Weg mit - vielen Dank ! 
Bevor ich die Stadt verlasse sehe ich mir noch den Dom an, die älteste Bischofskirche in Deutschland. Hier wird auch der Heilige Rock aufbewahrt.
Der Radweg ist weiterhin gut ausgeschildert und überwiegend in einem guten Zustand. Da komme ich gut voran. Dabei ist noch gar nicht klar, wohin! Durch das Brückenwochenende sind viele Gruppen unterwegs; die haben alle schon vorgebucht. Da bleibt mir nix anderes als auf Nummer sicher zu gehen: in Reil gibt's ein Einzelbett im Schlafsaal. Dabei handelt es sich nicht wirklich um ein Bett, sondern um schlafen im Stroh - nur für Nichtraucher !
Um die Verpflegung muss ich mir dagegen keine Gedanken machen. Hier in den Weinorten gibt's an jeder Ecke was! Da bleibt die Qual der Wahl: Mittagstisch, Milchkaffee mit Torten, Abendessen - und die Getränke lassen auch nicht zu wünschen übrig ... 







Tag-62 Metz(F)-Schengen (L)-Trier(D)

Mit den Ladenöffnungszeiten in Frankreich komme ich nicht klar. Da haben sich die doch sonst in Frankreich so starken Gewerkschaften noch nicht durchsetzen können: selbst an Himmelfahrt haben die Supermärkte geöffnet !? Das kann mir nur recht sein, denn so komme ich pünktlich um 8:30 Uhr zu meinem Frühstück! Himmelfahrt = Vatertag ! Da starte ich doch mal zu einer zünftigen Vatertagstour - mit dem Fahrrad. Die soll über Luxemburg nach Trier gehen. In Metz komme ich zunächst an einigen (Kasernen?)Gebäuden vorbei, die nach der deutschen Übernahme in 1878-80 gebaut wurden. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges haben die Deutschen hier einige Spuren hinterlassen. So auch den Bahnhof, der wegen seiner militärischen Bedeutung sehr großzügig ausgefallen ist. Nach der erneuten Besetzung hat Adolf Hitler 1940 das Weihnachtsfest in Metz verbracht. Symbolik in Kriegszeiten.
Die Hafenanlagen in Metz werden offensichtlich richtig gut genutzt. Auf dem weiteren Weg sind auch einige Lastkähne auf dem Moselkanal unterwegs.
Auf dem Moselradweg läuft's wieder richtig gut. Das wird mir aber erst bewusst als ich bei Thionville mit einem holländischen Rentnerpaar spreche. Sie sind in Nimwegen gestartet, über Aachen und den Vennbahnradweg zur Mosel geradelt. Sie haben zwar Rückenwind in den Rädern eingebaut, spüren aber den starken Gegenwind. Da ich in die andere Richtung fahre ist mir der (Rücken)Wind gar nicht aufgefallen. Sie wollen noch bis Ende Juni mit Zelt über Basel und Genf nach Südfrankreich und schließlich nach Bordeaux. Ganz schön sportlich und (trotz E-bike) anspruchsvoll.
Industrieanlagen sind immer wieder längs der Mosel zu sehen. Höhepunkt ist schließlich das Kernkraftwerk in Cattenom: vier Kühltürme ragen in den Himmel!
Ich wechsele extra auf das andere Ufer, um auf meiner Tour ein weiteres Land nennen zu können. Aber der Übergang von Frankreich nach Luxemburg fällt fast gar nicht auf. Allein ein Schild mit den in Luxemburg geltenden Geschwindigkeitsbestimmungen weist indirekt auf den Grenzübergang hin. Das mag auch daran liegen, dass hier im Dreiländereck Schengen liegt. Hier wurde 1985 das danach benannte Abkommen über den freien Personen- und Warenverkehr von zunächst fünf EU-Mitgliedern beschlossen.

Durch das bevorstehende lange Wochenende sind viele Radfahrer an der Mosel unterwegs. Das merke ich auch als ich für Trier ein Quartier suche. Bleibt am Ende ein Bett im 6er-Zimmer eines Hostels. Das macht aber einen super Eindruck und ist nicht die schlechteste Unterkunft der letzten neun Wochen. Es bleibt noch genügend Zeit für einen Rundgang durch die älteste deutsche Stadt, in der die Römer einige Spuren hinterlassen haben.

Kleine statistische Zwischenbilanz:
Ich bin jetzt 62 Tage unterwegs, davon 57 im Sattel.
Mit 4.420 km durch Spanien und Frankreich habe ich etwa die Hälfte des Weges geschafft. Dabei habe ich gut 36.000 Höhenmeter bergauf überwunden; das ist wesentlich mehr als die Hälfte meiner Gesamtschätzung von etwa 55.000hm. Ich habe jeden Tag gut 5 Stunden  in die Pedale getreten und dabei im Schnitt 78 km zurückgelegt (das ergibt eine Durchschnittgeschwindigkeit von 15 km/h). Auf der bisherigen Strecke hatte ich keinen einzigen platten Reifen, lediglich einen Satz Bremsbeläge musste ich letzten Sonntag auswechseln. 














Donnerstag, 30. Mai 2019

Tag-61 Nancy - Metz

Morgens so frische Croissants sind schon was feines! Wenn der Tag dann noch mit Sonnenschein beginnt.... kann ich mir Nancy nochmal bei ner kurzen Stadtrundfahrt ansehen und auch in die Markthallen gehen. Dann geht's wieder an der Mosel bzw. ihrem Kanal entlang. 
Am Hafen von Nancy stehen riesige Getreidesilos mit einer Verladeanlage. Der Kanal wurde noch in den 50er Jahren  für größere Kähne aus- bzw. neugebaut. Auf meinem Weg bekomme ich aber keinen einzigen zu sehen. Auch Sport- und Hausboote liegen allenfalls in ihren Häfen, sind aber nicht unterwegs. 
Die Besiedlung ist hier wieder wesentlich dichter. Das Tal wird enger: Mosel, Kanal, Bahn und Straßen laufen teilweise direkt nebeneinander. Der alte Kanal ist nicht mehr nutzbar, die Schleusen sind teilweise verfallen. Aber es gibt auch Bauaktivitäten zur Restaurierung.
Und dann sind da auch immer wieder natürliche Abschnitte, so zum Beispiel mit einem großen Schwarm von Schwänen auf der Mosel.
In Pont-a-Mousson lege ich eine Mittagspause ein. Der Marktplatz ist von Arkadengängen umsäumt und gibt ein schönes Bild. 
Brücken über die Mosel sind hier essentiell. Das kommt nicht nur in den Ortsnamen zum Ausdruck. Um den Vormarsch der amerikanischen Truppen aufzuhalten, wurden 1944 viele von ihnen durch deutsche Truppen zerstört. Dies ist auf Erinnerungstafeln festgehalten genauso wie die Neuerrichtung. Andere Kriegsdenkmale weisen auf die Befreiung durch amerikanische Truppen hin.
Imposante Reste sind von einem römischen Aquädukt übrig geblieben. Hier wurde die Wasserleitung nach Metz über die Mosel geführt: 1,2km lang und bis zu 30m hoch.
Metz ist militärisch geprägt. Im hin und her zwischen Deutschland und Frankreich stand hier immer wieder der Festungscharakter im Mittelpunkt. Die Kathedrale ist die drittgrößte in Frankreich: das Langschiff misst 120m und eine Höhe von 42m - da komme ich mir doch sehr klein vor.
Zum Abschluss in Frankreich gibt's abends ein Käsebrett mit einem Rotwein von der Rhone...












Mittwoch, 29. Mai 2019

Tag-60 Epinal - Nancy

Nach einem guten Frühstück geht's heute wieder leicht: eigentlich nur flussabwärts an der Mosel bzw. ihrem Kanal. Ab er das Wetter ist doch sehr unbeständig. Dicke Wolkenpakete werden von einem kräftigen Wind übers Land getrieben. Das führt zum einen immer wieder mal zu einem kurzen Regenschauer. Zum anderen aber vor allem zu widrigem Wind VV. 
Der Radweg führt ganz überwiegend am Kanal entlang und erleichtert das Fahren. 
Erstmals sehe ich auf dem Kanal auch zwei Lastkähne, die Kies transportieren bzw. entladen. 
Unterwegs begegnet mir Bernhard aus den Niederlanden. Er ist nicht auf dem Pilgerweg nach Santiago de Compostela, will aber über den Pass seines Namens nach Italien.
Ansonsten bieten die Flussauen der Mosel viel Natur: mein Höhepunkt ist ein Eisvogelpärchen! Ich bin von den Farben dieser Vögel begeistert. Und schließlich nisten auf Bäumen auch wieder drei Storchenpaare - seit Spanien die ersten. Bei dem Angebot an Fröschen dürften die immer gut versorgt sein.
Nancy hat neben einem mittelalterlichen Kern vor allem eine sehenswerte Neustadt. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde das Herzogtum Lothringen dem entmachteten polnischen König Stanislaus zugesprochen. Er baute Nancy grozügig imstil der Zeit aus und hat offensichtlich segensreich für die Region gewirkt. Die Hinterlassenschaften sind jedenfalls imposant.
So dann bleibt ja nur noch das Abendessen, das ich mal wieder in eher französischer Art nehme: Aperitif, Vorspeise, Hauptgericht und Rotwein ...









Dienstag, 28. Mai 2019

Tag-59 Amoncourt - Epinal

Ein frisch aufgebackenes Baguette zum Frühstück ist schon was leckeres!
Den großen Bogen der Saône kürze ich heute etwas ab und schlage eine mehr oder weniger direkte Route nach Epinal ein. Die führt mich durch liebliche, aber auch sehr abgelegene Dörfer. Cafés? Fehlanzeige! Gegen Mittag mache ich an einem Teich mit Picknickanlage im Wald Rast. Es quakt hier wieder aus allen Ecken - wie die wohl in die Kochtöpfe kommen ? Ich habe mich mal wieder auf Google Maps verlassen. Der Weg durch den Wald ist asphaltiert und lässt sich gut fahren - von einem kurzen, knackigen Anstieg abgesehen. Zunächst geht er in Schotter über, kein Problem. Dann wird daraus ein Rasenweg mit Moos, da rollt das Rad schon nicht mehr so leicht. Und schließlich ist Schluss, Ende, aus. Der Weg hört einfach auf. Vor mir nur noch Bäume! Nicht mal ansatzweise ist hier ein Weg zu erkennen. Also zurück! Jedenfalls teilweise, es gibt einen Abzweig zur Landstraße. Da findet sich dann tatsächlich auch eine Brücke über einen Bach, die bei Google nicht ersichtlich ist.
Das Wetter ist heute sehr unbeständig, immer wieder fängt es an zu regnen, auch wenn es nicht viel ist - dreimal ziehe ich die Regenklamotten an (und wieder aus) - aber immer noch besser als Dauerregen!
So komme ich an den Canal des Vosges/de l'Est, die Verbindung zwischen der Saône und der Mosel. Hier lässt es sich wieder prima fahren. Auf dem Radweg wie auch auf dem Wasser ist nicht viel los. Aber auch abseits nicht: in den kleinen Dörfern gibt's keine Verpflegung! Schließlich bekomme ich aber in der Ferme Auberge des 7 Pecheurs doch noch einen Kaffee :-)
Die Schleusen folgen hier in hoher Dichte. Und schließlich überschreite ich zum zweitenmal die Wasserscheide zwischen Mittelmeer und Atlantik/Nordsee. Hier oben müssen sich die Wassertropfen entscheiden, ob sie zur Rhone oder zum Rhein wollen.
In Epinal habe ich eine Wellness-Unterkunft mit Spa und Massage. Das ist auch bitter nötig, fühlen sich meine Beine doch verdammt müde an. Zum Abendessen gibt's dann noch die typische Quiche Lorraine mit einem Glas Rose...








Montag, 27. Mai 2019

Tag-58 Aubigney - Amoncourt

Das Inclusive-Frühstück ist jetzt nicht so meins: ein abgepacktes Schokocroissant! Gut, dass ich noch ein chausson aux pommes dabei habe - ist zwar auch von gestern, aber nicht so trocken!
Zur Saône in Gray geht's erstmal weiter durchs wellige Hinterland. Die Bremse am Hinterrad hat sich schon die letzten Tage etwas merkwürdig angehört, ich konnte den Zustand der Bremsbeläge jedoch nicht ausmachen. Jetzt ist er hörbar metallisch, natürlich am Sonntag! Also erstmal die Service-Hotline anrufen. Sebastian ist auch sofort erreichbar und ein paar Minuten später habe ich eine Videoanleitung auf dem smarten phone. Ich gehe das noch mal kurz mit ihm am Telefon durch und dann ans Werk. Mit den Hinweisen auf die wichtigen Kleinigkeiten fast ein Kinderspiel. Nach ner halben Stunde ist alles wieder zusammen gebaut und die Hände sind auch schon wieder sauber. Da habe ich mir doch ne Pause mit nem Toast und ner Cola wirklich verdient.
Die Beläge haben sich auf 4.000 km und vor allem 35.000 Höhenmetern bewährt, zudem bei erheblichem Übergewicht und einem Fahrer, der‘s bergab nicht gerne über 50 km/h laufen lässt.
Weiter geht's, denn bis zur nächsten Unterkunft sind's noch einige km. Der Radweg geht jetzt fast konsequent direkt an der Saône entlang. Die mäandert hier im Oberlauf in riesigen Schleifen durch die Landschaft. Links und rechts weite Wiesen als Überschwemmungsgebiete. Nach den Erläuterungen am Wegrand stehen sie dafür unter Vertrag und werden offensichtlich erst sehr spät gemäht, um der Natur hier ihren Spielraum zu geben: natürliche Vermehrung, Nahrung für Insekten, Rückzug für Wiesenbrüter.
Dass es hier feucht werden kann, ist auch beschrieben: das Wasser stand hier schon 5,80m über normal.
Für die Schifffahrt sind etwa ab Flusskilometer 280 (von der Mündung in die Rhone gerechnet) immer wieder Wehre im Fluss eingebaut. Dabei führen die Schleusen meist in einen Ableitungskanal, der die Schleifen abkürzt. An zwei Schleifen ist das nicht möglich gewesen und so hat man vor 150 Jahren Tunnel gebaut. Beide etwa 650m lang.
So sind etwa 400 der 470 Flusskilometer schiffbar, durch den Anschluss an verschiedene Kanäle ist das Netz noch viel größer.
Auf dem Kanal ist auch eine lustige Gesellschaft unterwegs, mit denen ich mich an einer Schleuse kurz unterhalte und die mir glatt einen isotonischen Gerstensaft reichen - Prost!
Die Ausschilderung ist hier jetzt wieder prima und die Wege des L'Echappee bleue sind durchgehend asphaltiert.
Am zweiten Tunnel gibt's dann auch endlich das bzw. den lang ersehnte(n) Café und einen Crêpes mit Honig und Eis.
Die Schleifen der Saône haben natürlich ihren Preis. So komme ich mit meinem geplanten Tagessoll nach Amoncourt. Das eigentliche Tagesziel liegt jedoch noch 20km oberhalb. Statt der geplanten Strecke hatte ich heute wieder eine wunderbare Tour bei herrlichem Sonnenschein!
In Amoncourt bin ich mal wieder auf mein Picknick angewiesen. Virginie hat ein paar Hühner im Garten und bietet mir Eier an, die ich mir in der vollständigen Küche in die Pfanne hauen kann. Ich bin noch nicht mal zum Duschen gekommen, da bringt sie mir schon ein kleines Menü: gebratene Eier (mindestens fünf), ne Hähnchenkeule (da stimmte wohl die Legeleistung nicht mehr?), frisch aufgebackenes Baguette, la vache qui rit und noch zwei Becher Milchreis - die richtige Radlermahlzeit :-) und fürs Frühstück gibt sie mir noch ein eingefrorenes Baguette und Butter mit ... mehr Gastfreundschaft geht nicht!!