Donnerstag, 2. Mai 2019

Tag-33 Castrojeriz-Villafranca Montes de Oca

Ab halb sieben wird's in der Herberge unruhig. Alle bemühen sich, leise zu sein und bewirken dabei genau das Gegenteil: knisternde Plastiktüten, eine runterfallende Münze, die durch den gesamten Schlafsaal rollt - und noch eine !
Wir sind mal wieder die letzten und machen uns auf zum Frühstück. Die Bar um die Ecke ist aber noch nicht geöffnet, also in die von gestern Abend. Dort bekommen wir alles, was wir für einen guten Start in den Tag brauchen. 
Dann kann's auch schon losgehen - nachdem wir uns auf die einzuschlagende Richtung bzw. Straße geeinigt haben ;-) Jede Ebene hat mal ein Ende, auch die Meseta! Wir starten in ein romantisches Tal: liebliches grün mit Bäumen, asphaltierte Straße, nix los außer entgegenkommende Pilger. Nein! Nicht ganz: ein Pilger aus der Herberge geht in unsere Richtung; er will in zwei Monaten nach Paris :o  
Da wir gegen den Strom unterwegs sind bekommen wir einen guten Überblick über die verschiedensten Arten der Fortbewegung, jeder nach seinen Vorlieben und Möglichkeiten: Kleinkinder im Fahrradanhänger oder in der Kindertrage, Kinder im Kindersitz,Behinderte im „Rollstuhl“ auf einem Rad, der vorn und hinten getragen bzw. gezogen/geschoben wird, Rollator fürs Gepäck und als Gehhilfe, Anhänger für Gepäck und Gitarrenkoffer, Klapprad, Langlaufski auf Rollen und so weiter. Zunehmend sind auch Tagespilger auszumachen, die mit kleinem Rucksack recht entspannt unterwegs sind und deren Gepäck parallel zur nächsten Station transportiert wird.
Es ist noch frisch, die Sonne wird immer wieder durch Schäfchenwolken verdeckt, zusätzlich kühlt eine leichte Brise (VV). Unterwegs eine imposante Klosterruine. Die Straße schlängelt sich weiter durchs grün. So geht es einige Kilometer und wir bewegen uns langsam aufwärts bis es in großen Kurven, aber weiterhin mit sachter Steigung auf die baumlose Höhe geht. 
Auf diesem Weg gibt es nix, was es nicht gibt. Auf einsamer Flur steht plötzlich am Wegesrand mitten im nichts ein holländischer Campingbus mit Aufklebern von Pril als Coffeeshop, ein Relikt aus der Hippiezeit (es gibt aber nur Kaffee, Tee und Saft).
Wir fahren hier auf dem Originalweg, d.h. Schotterpiste, auf der wir abwärts gut voran kommen. Auf der anderen Seite geht's dann aber auch wieder in eine Steigung; und diesmal nicht zu knapp: 17% auf ausgeschwemmten Steinen, da fällt selbst das schieben schwer! Aber danach geht's auch wieder leichter und im nächsten Tal steht eine kleine Kirche, in der es eine Segnung für den bevorstehenden Weg und einen kleinen Anhänger für die Pilger gibt - das ist schon sehr ergreifend.
Unterwegs gönne ich mir eine Pause mit Radler und Tortilla, während Debby direkt nach Burgos durchfährt. Dort treffen wir uns dann wieder, um nach Besichtigung der Kathedrale, der Burgruine mit sagenhaftem Blick in die umliegende Gegend sowie einem Gang durch die engen Gassen der Altstadt weiterzufahren. Wir nehmen noch das Kloster Miraflores am Wegrand mit, das noch von Mönchen betrieben wird.
Von da an folgen wir der Nationalstraße, da es wieder in die Höhe geht. Der Spaßfaktor ist hier seeeehr niedrig, da trotz Maifeiertag viele LKW auf der Straße sind. So kämpfen wir uns über einen langen Anstieg nochmal auf 1.150m und können von dort endlich wieder abfahren. In Villafranca Montes de Oca reicht's dann aber auch: der Wind wird noch stärker (Richtung natürlich VV) und es ist schon halb acht. In einem Hostal kommen wir gut und günstig unter und gleichen nach einer Dusche erstmal wieder unseren Kalorienhaushalt (Kaninchen - lecker!) aus.













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