Mittwoch, 22. Mai 2019

Tag-53 Valence - Condrieu

Zum Frühstück mit Barbara hole ich Croissants und Baguette und für unterwegs noch'n Croissant aux almandes. Das ist für sie die Sonntagsvariante :-) Sie fährt gern Motorrad - bei gutem Wetter - und zeigt mir noch ein paar Fotos von den Bergen, die sich von hier Richtung Alpen erstrecken. Atemberaubende Steilwände, an denen sich Straßen nach oben ziehen. 
Na ja, das brauche ich heute bestimmt nicht. Mir reicht der Wind im Tal. Die Anzeige des Tachos für den Zustand der Batterie meldet "schwach". So fühle ich mich auch. Es geht nur seeeehr mühsam voran. Auf der ViaRhona ist es fast eben wie auf einem Tisch, aber der Wind bremst mich aus ! Entspannung gibt's immer wieder mal im Schutz der Bäume oder des Damms vom Kanal. Die Rhone ist noch bis Lyon schiffbar und wird dazu im eigenen Bett aufgestaut und durch Dämme gehalten oder eben parallel als Kanal geführt.
Die Rhone scheint für die Franzosen das, was für uns der Rhein ist. Da gibt's auch einiges an Gemeinsamkeiten: zunächst mal sind beide männlich, während viele andere Flüsse weiblich sind. Während es im deutschen "die Rhone" ist, heißt sie im französischen "Le Rhone" also DER. Allerdings gibt es auch die deutsche Variante aus dem Oberwallis "Der Rotten". Beide haben jedenfalls ihre Quelle in der Schweiz und durchfließen einen großen See. Ab Valence wird das Tal deutlich enger, die Rebflächen ziehen sich auf Terrassen an den Hängen zurück und dort gibt's einige Burgen. 
Der Radweg führt immer wieder durch eine schöne Naturlandschaft. Aber nicht nur dort fallen mir die vielen Blühstreifen vor allem mit dem leuchtenden Klatschmohn auf. Das sind zum einen Streifen an Feldrändern: ich erinnere mich dunkel an meinen Job und die EU-Förderung, die es gibt, wenn .... wie war das nochmal ?? Zum anderen aber auch Weg- und Straßenränder ohne Pflegeschnitt - ob aus Mangel oder Absicht, jedenfalls sieht das Ergebnis einfach gut aus!
Ausgepowert reichen mir heute 80km und ich verzichte auf mein ursprüngliches Ziel. Zudem findet sich in Condrieu ein einladendes Airbnb-Quartier. Während ich zuletzt immer wieder mal mit der Ausweisvorlage vom System abgewimmelt wurde (da mache ich dann doch nicht mit), bekomme ich sofort eine (automatische) Bestätigung und fünf Minuten später stehe ich bei Dominique vor der Tür. Der ist wohl genauso überrascht wie ich. Er hat mit seiner Frau einen Altbau am Flussufer renoviert und sie bieten an der ViaRhona Ferienzimmer an - gut und ansprechend gemacht in einer gelungenen Verbindung aus alt und modern.
Da es noch relativ früh ist, mache ich einen Spaziergang durchs Dorf und komme am Bachlauf in ein wildromantisches Tal. Der hat magische Anziehungskraft, nicht nur weil er eine pont romain ankündigt. Es handelt sich um einen schmalen Pfad, der dem engen Tal durch hohe Trockenmauern abgerungen wurde. Das Tal ist mit Sträuchern und hohen Bäumen zugewachsen, unten plätschert der Bach. Es hat etwas verwunschenes. Der Weg führt inzwischen weit oberhalb des Baches und fällt dann zur römischen Brücke ab. Die ist dem Bach angemessen und entsprechend klein, zudem fast völlig zugewachsen. Aus den Erläuterungstafeln verstehe ich, dass es sich um einen aufwändig angelegten Weg zu den sonst unzugänglichen Höhenlagen handelt. Google Maps zeigt an, dass oben ein Restaurant wartet, von dem man auch über eine Straße wieder zurück kommen kann. Allerdings weiß das System auch, dass der Laden geschlossen ist. Also trete ich direkt den Rückweg an ...











1 Kommentar:

  1. Die Berichte der letzten Tage haben sehr viele Erinnerungen wachgerufen... Das war zeimlich genau die Strecke, die ich 1987 nach meinem Praktikum in den Pyrenäen genommen habe. Allerdings nicht mit dem Velo, sondern zu Fuß + getrampt. Ab Valence hab ich dann aber den Zug genommen,um pünktlich zu Weihnachten zu Hause zu sein.

    Viel verändert hat sich da ja anscheinend nicht:-)

    Weiter gute Fahrt!
    Markus

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