Sonntag, 5. Mai 2019

Tag-36 Puente la Reina - Akerreta

Es wird immer früher unruhig in den Herbergen !? Und die Rücksicht auf Mitschläfer sinkt. Da wird erst gar nicht mehr versucht, sich allenfalls leise zu unterhalten, sondern in normaler Lautstärke drauflos palavert. Und dann macht einer noch um viertel vor sieben das Licht an - er hat natürlich recht, weil jetzt eh alle wach sind! Das Luxus-Frühstück vom Buffet ist umfangreich und gut, aber den frischen Café con leche gibt's nur an der Bar, genauso wie die frischen Croissants. Naja, auf der anderen Seite ist die Wiese immer etwas grüner ;-)
Also auf zum Frühsport mit 340 Höhenmetern auf den Po de Perdon! Die haben es mal wieder in und ziehen sich, aber immerhin bleibt es trocken - bis wir oben sind, dann setzt mal wieder leichter Nieselregen ein. Der bleibt dann auch harmlos, während ringsum dicke Wolken hängen und mächtige Regenschauer auszumachen sind. Die Abfahrt nach Pamplona ist dann die Belohnung für die Mühen des Anstiegs.
Zitadelle, Altstadt, Café con .... außerdem findet eine regionale Feierlichkeit statt.
Und schließlich gilt es noch, einen Speichenbruch an Debbys Rad zu beheben. Es ist Samstagmittag, ein Uhr !? Google-Maps hilft natürlich: nicht weit gibt's nen Fahrradladen, der noch bis zwei geöffnet hat! Der freundliche Inhaber spricht perfekt englisch und ist auf Pilger eingestellt. Da er allein im Laden ist, kann er die Werkstatt nur begrenzt betreuen. Aber für Teamwork sind er und die Werkstatt zu haben. Also bauen wir das Hinterrad aus und er kümmert sich anschließend um die gebrochene Speiche. Auch weitere Speichen sind durch mehrere Kettenüberwürfe (die Schaltung hatte wohl beim Transport im Flieger ne Macke bekommen) stark lädiert. Er wechselt deshalb eine weitere. Der Rest sollte wohl halten. Zumal Debby ohnehin vor dem Ende ihrer Tour steht. Statt Abrechnung sagt er nur "nada" - das bedeutet "nichts", gern geschehen. Der erste Besuch in der Werkstatt sei immer kostenlos, danach wird's aber richtig teuer :-)
Debby hat nicht ganz soviel Zeit wie ich und will vor der Heimreise mit der Bahn noch nach San Sebastian, so trennen sich hier unsere Wege. Wir haben uns beide auf ein Abenteuer mit einem unbekannten Menschen eingelassen. Wir haben gut zusammen gefunden, wenn wir auch nicht immer im gleichen Rhythmus getickt haben - das ist wohl dem Unterschied an Alter und Erfahrung zu schulden. So sind wir beide um eine einmalige Erfahrung reicher. Debby ist zwar sportlich, aber sie ist bisher keine große Radlerin gewesen und hat eine enorme Strecke (ab Lissabon) mit erheblichen Ansprüchen gemeistert - Hut ab und buen camino für die Heimreise!
Ich mache mich also auf den Weg Richtung Pyrenäen. Die Engpässe in der letzten Pilgerherberge bestätigen sich auch bei der Suche nach der nächsten Übernachtung. Bei booking.com ist fast nix mehr zu kriegen. Also erstmal losfahren und auf den nächsten noch leichten 20km nach einem Quartier suchen. In den letzten Orten vor dem großen Anstieg lasse ich keine Gelegenheit aus, nach einem freien Bett zu fragen. Ich frage schon immer nach ner kleinen Kammer oder einer Privatunterkunft. Aber überall Fehlanzeige !? inzwischen sind auch andere Pilger leicht zu erkennen, die noch nach einer Schlafstatt suchen. Eine 4er-Gruppe deutscher Pilger hatte reserviert, wurde nun aber abgewiesen. Sie haben 20km außerhalb etwas gefunden und warten auf ein Taxi !
In einem Sportgeschäft mit Angeboten für Radtouren frage ich nochmal nach Insider-Kenntnissen. Die freundliche Dame ist mir behilflich und telefoniert einige Adressen ab, bringt aber leider nix.
Schließlich ruft, sie noch bei einem Hotel an, das ich bereits über bocking.com als ausgebucht kannte und wo schon zuvor ein Anruf erfolglos war. Aber nun hatte es gerade eine Stornierung gegeben und ein Doppelzimmer ist frei geworden. Hauptgewinn !! Es handelt sich um ein größeres altes Gehöft, das in der alten Substanz mit wenigen Zimmern (24 Betten) elegant aufgemöbelt wurde - ein kleines Parador :-) so bekomme ich also nicht nur deren Stempel in meinen Pilgerpass, sondern auch eine echte Rechnung. Die ist nicht ohne, aber zusammen mit dem Abendmenü ein würdiger Abschluss meines Pilgerweges in Spanien.
Beim Essen sitze ich mit Ruth aus Dänemark zusammen. Sie ist seit 1.4. im Ruhestand und will nach mehreren Abschnittstouren mit drei Besuchen in Santiago nun erstmals den vollständigen Weg in einer Tour machen. Anfang Juni kommt ihr Mann dann nach Santiago.
Neben uns sitzen Bridge und Martin aus Irland. Sie haben einige Tage camino pauschal gebucht (inclusive Gepäcktransfer). Morgen gehen sie noch bis Pamplona und am Montag geht’s mit dem Flieger ab Bilbao wieder zurück. So kann man sich erstmal „gefahrlos“ mit dem camino vertraut machen.
Hier ist jetzt erstmal in Ruhe schlafen angesagt, Frühstück gibt’s eh erst um acht :-)












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