Bei dem Wetter ist auch nen T-Shirt aus der Handwäsche morgens schon wieder einsatzbereit. Nach einem guten Frühstück sind wir das auch. Weiter geht's also über die Meseta mit viel Nichts in drei Richtungen, nur weit im Norden sind die schneebedeckten Gipfel der Cordilleren zu sehen. So schaffen wir heute richtig Strecke (am Ende sind's 103km). Aber natürlich machen wir auch immer wieder Halt, um Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Kirchen zum Beispiel, wenn sie denn geöffnet sind, was gerade in der Mittagszeit nicht immer der Fall ist. Dafür haben aber die Bars und Restaurants geöffnet, was uns den einen oder anderen Café con sichert und mittags eine leckere Paella :-)
Die Sonne hat auch ihren Preis: in Sahagún brauche ich erstmal Nachschub an 50er-Sonnencreme. Das sind doch aber gern getätigte Einkäufe :-))
Die karge Landschaft gibt wirklich nicht viel her: nicht mal Steine. So wurden die Häuser und auch die Kirchen hier zu großen Teilen aus Lehm(ziegel) gebaut. Die sind natürlich nicht so beständig und bei fehlender Unterhaltung schnell dem Verfall preisgegeben. Die weitere Besonderheit sind in Erdhügel gebaute Häuser: zu sehen sind nur ein Eingangsbau sowie Schornsteine. Das ist hier wohl die einzige Möglichkeit, der Hitze zu entgehen! Für die Pilger gibt's in den einschlägigen Reiseführern reichlich Warnhinweise bezüglich harter Abschnitt, fehlender Schatten, ausreichend Wasser und Verpflegung mitnehmen. Bei angenehmen Temperaturen und wenig Anstiegen lässt es sich gut fahren; der leichte Wind sei nur der Vollständigkeit halber wegen seiner Richtung erwähnt: natürlich VV!
Unterwegs kommen wir dann auch noch ein schönes Stück am canal de castilla entlang, der in Nord-Süd-Richtung verläuft und hier den Jakobsweg kreuzt.
Und dann kann ich endlich noch die Bedeutung der kreisrunden Gebäude klären, die hier immer wieder rumstehen: ohne Fenster und lediglich eine kleine Tür. Von einer Anhöhe ist auszumachen, dass sie ein innenliegendes Dach mit einer Öffnung haben. Mit einigen spanischen Begriffen wie casa, ronda und paloma frage ich einen älteren Herrn, der mir bestätigt, dass es sich um einen Taubenschlag handelt. Die wurden in früheren Zeiten zur Produktion von Dünger (Taubendung ist besonders phosphathaltig) gehalten.
Wir kommen nach besagten 103km schließlich in Castrojeriz an und prüfen gleich die erste Herberge. Dort werden wir von Festus empfangen, der uns alles zeigt und erklärt und wie ein Wasserfall auf uns einredet. Schließlich kommt auch noch der „richtige" Herbergsvater und registriert uns ordnungsgemäß. Nach Dusche und Rundgang treffen wir uns in dem von Festus empfohlenen Restaurant (das scheint aber ohnehin das einzige zu sein) für das menu del dia. Spaghetti als Vorspeise sind ein leckerer Energielieferant, dann noch ne ordentliche Fleischkomponente und schließlich noch was süßes: Whisky tarte :-) und dazu vino tinto ad libido! Na dann mal auf ins Bett. So der Plan, den wir jedoch ohne die Schliesszeiten der Herberge gemacht haben, von denen wir nix wussten. Jedenfalls ist die Tür zu und die Beischläfer ratzen schon tief und fest (ist ja inzwischen auch schon halb zwölf). Die Klofenster von 40x40cm sind gekippt und sollten doch für einen Einstieg reichen? Theoretisch ja, aber praktisch nicht, denn selbst mit Werkzeug vom Fahrrad, sind sie nicht ohne Beschädigung zu öffnen. Un nu ? Na toll, ne Nacht im Freien fehlt uns jetzt noch.
Wie gut, dass die Katze noch gefüttert werden muss und der Herbergsvater dazu noch unterwegs ist - na dann mal gute Nacht !!
Sehe ich das richtig, dass Debbie -allen Vorurteilen zum Trotz -deutlich weniger Gepäck hat als Du? Anne
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