Zum Frühstück gesellt sich meine Gastgeberin Marie. Sie hat Crêpes bereitet, außerdem Baguette, Marmelade, Kaffee und Obst. Sie stammt aus der Bretagne, hat lange in Paris gearbeitet und gelebt und ist mit dem Ruhestand in den warmen Süden gegangen. Sie mag‘s gerne noch etwas heißer: letzte Woche ist sie erst aus dem Senegal zurück gekommen.
Heute bietet das Wetter das Pendant: es nieselt sich ein :-( Meine Motivation zu starten ist nicht allzu groß. Besserung ist auch nicht in Sicht und so ziehe ich mir gleich die Regenklamotten an. In der Stadt ist das Bild auch etwas getrübt. Gut dass ich gestern schon hier war.
So mache ich mich auf den Weg, erstmal nach Orange. Das sind nur knapp 30km, aber die ziehen sich: bei Regen und leichtem Wind - natürlich VV - macht’s einfach keinen Spaß. In einem kleinen Städtchen treffe ich auf ein Pärchen, die sich in eine Bushaltestelle geflüchtet haben. Es sind zwei deutsche Abiturienten, die ein internationales Freiwilligenjahr auf einem französischen Bauernhof verbringen. Sie sind in ihrem Urlaub mit dem Rad auf der Via Rhona von Lyon bis zur Mündung der Rhone ins Mittelmeer unterwegs. Für die Übernachtung haben sie ‘ne Strandmuschel dabei. Der Regen macht auch ihnen zu schaffen.
Den Hinweis auf die Radroute nehme ich dankbar mit und sehe auch wenig später schon den ersten Hinweis. Zunächst geht’s nach Châteauneuf-du-Pape. Die riesige und pompöse Fassade hält nicht was sie verspricht: dahinter nur noch Ruine ! Um das rauszufinden, musste ich natürlich erstmal wieder bergauf :-( Aber von hier oben hätte man bei schönem Wetter einen tollen Ausblick - hätte ... !
Dafür geht’s dann auf der anderen Seite wieder abwärts nach Orange. Da gibt’s ein einmalig gut erhaltenes römisches Theater sowie einen Stadtbogen. Bei dem anhaltenden Regen kann ich mich dafür aber nicht so richtig begeistern. Die Fotos werden bei diesen Lichtverhältnissen auch nicht besonders gut. Nach gut vier Stunden Regen brauche ich jetzt erstmal ne richtige Pause. Da kommt mir eine Schnellbäckerei gerade recht. Dort macht sich eben ein Radler mit Anhänger startklar. Er kommt aus Heidelberg und ist auf dem Pilgerweg nach Santiago de Compostela - buen camino! Ich stärke mich und buche mein nächstes Quartier in Bourg-Saint-Andeol.
Endlich lässt auch der Regen nach und ich starte wieder auf die Via Rhona. Der Radweg ist durchgehend asphaltiert und gut ausgeschildert. Auch Google Maps behauptet nun, ihn schon immer gekannt zu haben?! Teilweise geht’s an der autoroute du soleil entlang. Der Name verheißt natürlich Sonne, ist aber leider kein Garant. Sonst führt der Weg aber durch die fruchtbare Flusslandschaft mit intensivem Acker-, Obst- & Gemüse- sowie Weinbau. Trotz des Regens laufen einige Beregnungsanlagen ?!
Und dann sind da noch die typischen Lavendelfelder - die sind jetzt natürlich einfach nur grün. Wie zum Beweis komme ich aber auch an einer Parfümerie vorbei, die einen angenehmen Duft verbreitet. Immer wieder ragen mächtige Felsen ins Tal, auf denen Burgen über die Umgegend wachen.
Mein Zielort liegt auf der anderen Seite der Rhone und gehört bereits zum Einzugsbereich der Ardeche. Im Ort sprudeln zwei Quellen. Das ist nichts besonderes mit Ausnahme der Tatsache, dass sie aus einem unterirdischen Höhlensysteme gespeist werden. Das geht bis 160m unter die Oberfläche und zieht Höhlentaucher von weit her an. Außerdem gibt's hier einen Waschplatz, der sich aus diesen Quellen speist und vor etwa 150 Jahren einen tempelartigen Überbau erhalten hat. Schließlich findet sich im Felsen noch ein Mithrasrelief als Überbleibsel eines entsprechenden Tempels aus dem 4. Jahrhundert. So das reicht jetzt aber erstmal in Sachen Kultur und Geschichte, ich habe Hunger ...
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