Mittwoch, 3. Juli 2019

Tag-95 Gnarp - Sundsvall

Ich habe heute mal wieder die Luxusvariante gewählt: mit Frühstück vom Buffet. Ich sitze mit einem schwedischen Jungrentner (65) zusammen, der gestern Abend mit mir angekommen ist. Schonend und gemütlich fährt ein gleichaltriges 15PS-Motorrad. Auf dem Parkplatz besteigt ein etwas betagter Mitbewohner einen alten Mercedes: er Jahrgang 1933, das Auto von 1952. Zu Hause hat er acht Oldies stehen - jedem Tierchen sein Plaisierchen!
Nach Regen kommt Sonne: Das Donnerwetter von gestern Abend ist vergessen, heute morgen scheint sie wieder :-)
Das zusätzliche Gewicht auf dem Rad erfordert vielleicht doch einen etwas höheren Luftdruck? Mit dieser Überlegung halte ich an der Tanke und muss feststellen, dass mein Sollwert doch schon deutlich unterschritten ist. Also erstmal wieder aufs richtige Niveau bringen. Das bewährt sich schon nach kurzer Strecke. Die Schaukelei von gestern lag also doch nicht einfach am Gewicht! Auf dem Kustvägen geht’s durchweg über kleine Nebenstraßen, manchmal auch etwas über Schotter, was aber mit dem richtigen Reifendruck gut machbar ist.
Die Sonne wird von einem kräftigen Wind begleitet. Das ist im Wald noch ganz gut erträglich, macht es aber doch sehr frisch. Mein Picknick an einem See lädt jedenfalls nicht zum längeren Verweilen ein. 
Bald darauf komme ich wieder an eine dieser Industrieruinen aus besseren Zeiten des 19. Jahrhunderts. Ein Café lädt zu einer weiteren Pause ein. Zum (alkoholfreien) Bier gibt’s gebratenen Hering auf Knäckebrot mit ordentlich Butter (und Zwiebeln, die sind aber nicht so meins) - richtig lecker! Am Nachbartisch sitzen Wohnmobilisten aus Erfurt, mit denen ich dann noch gemeinsam einen Kaffee trinke und Erfahrungen austausche. 
Inzwischen kommen bepackte Radfahrer an und setzen sich auf die Terrasse. Ich geselle mich zu Ihnen und erfahre, dass das Brüderpaar aus Lübeck und Wien gestern Abend noch gerade rechtzeitig vor dem dicken Gewitter das Zelt aufbauen konnte. Sie machen hier eine Rundfahrt und wollen anschließend noch mit dem Auto Freunde in Finnland besuchen.
Am alten Hafen ist ein Stellplatz für Wohnmobile angelegt worden (wahrscheinlich auch aus ELER-Mitteln finanziert). In der deutschen Kolonie komme ich noch mit einem Paar aus Heide ins Gespräch, die mir glatt einen Kaffee anbieten.
Das ist endlich mal wieder ein Nachmittag der Begegnungen - ganz nach meinem Geschmack! Aber irgendwann muss ich dann doch weiter; auch wenn das Pensum heute recht klein ist und es ja eh nicht dunkel wird ;-)
Was gestern der Regen, ist heute ein strammer Gegenwind, der mir auf den letzten Kilometern das Leben schwer macht. 
Sundsvall kündigt sich durch Industrie an: Ende des 19. Jahrhunderts gab's hier die größte Dichte an Sägewerken der Welt. Heute stehen dort große Schornsteine: Akzo Nobel, eine Aluminiumhütte, ein Zellulosewerk ... Die Spuren der Vergangenheit werden heute aufwändig beseitigt, was auf einer Tafel an einem Stellplatz für Wohnmobile erläutert wird. Die Belastungen mit Blei, Arsen etc. wurden abgetragen und mit sauberem Boden ersetzt, die Wasserwerte sollen ok sein, aber ein "dauerhafter Aufenthalt" soll vermieden werden - die Wohnmobile passen da ja voll ins Profil.
Die Stadt ist mehrfach abgebrannt, zuletzt 1888, bis man endlich auf Stein gesetzt hat. Deshalb nennt sie sich auch Stenstaden, was sich in einem schönen Stadtbild um den Marktplatz widerspiegelt. Dort hole ich mir in der Abendsonne mal wieder ne richtige Radlermahlzeit: Pasta mit Hühnchen - etwas scharf, aber richtig lecker. Und dazu passend ein Radler, das hier Shanty heißt.














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