Montag, 1. Juli 2019

Tag-93 Gävle - Söderhamn

Ganz so anonym ist das Hotel dann doch nicht: das Frühstück gibt's als umfangreiches Buffet und die Gäste sitzen in einem kleinen Raum dicht zusammen. Ich unterhalte mich gut mit einem Paar aus Estland, die den Süden von Schweden mit dem Auto bereist haben. Morgen geht's von Stockholm mit der Fähre wieder zurück nach Tallin. 
Ich habe inzwischen meine Packtaschen neu geordnet, um das zusätzliche Gewicht besser zu verteilen. Das macht sich auch durch mehr Stabilität bemerkbar. Heute geht es auf dem Jungfrukustvägen weiter nach Norden, der aber leider nicht speziell für Radfahrer ausgeschildert ist. Andererseits geht die Auswahl an Alternativrouten ohnehin merklich zurück. Google und Komoot kommen zu weitgehend identischen Routen. Die gehen immer wieder über längere geradeaus-Passagen durch Wälder. Eigene Radwege gibt's nicht, aber meist einen Seitenstreifen. Und der Verkehr hält sich eh in Grenzen, denn die Autobahn führt nicht weit entfernt parallel an der Küste entlang. Das Gelände ist eher flach. Doch der kräftige Wind simuliert sehr abwechslungsreich Berg- und heute überwiegend Talfahrten :-)
In einer der vielen Buchten mit einem kleinen Hafen mache ich mein Picknick. Auch wenn hier sonst nix los ist, so muss doch gerade heute am Sonntag noch ein bisschen Rasen gemäht werden. Das ist wohl überhaupt ein sehr beliebtes Hobby der Schweden. Bei aller Liebe zur Natur hat sie im eigenen Garten und öffentlichen Anlagen nichts zu suchen. Mit laut knatternden Motormähern oder auch Aufsitzmähern werden klare Grenzen gezogen. Gegen den Lärm gibt's ja Kopfhörer, manchmal auch mit Funkantenne fürs Radio (oder vielleicht auch fürs Telefon?). Und dann gibt's immer wieder auch diese Schildkröten, die leise kreuz und quer durch die Gärten schleichen und ihre Arbeit ganz unbemerkt verrichten.
An meinem Picknickplatz muss jedenfalls gerade jetzt mit einem Höllenlärm gearbeitet werden. Also lege ich mich direkt am Hafen auf eine Bank für ein kleines Nickerchen. Die Sonne scheint, aber der Wind macht's doch sehr frisch, so dass ich nicht auf eine Jacke verzichten möchte. 
Die brauche ich auch auf der weiteren Fahrt, die zu einer ehemaligen Eisenhütte führt. Deren Blüte war im 19. Jahrhundert. Von dem damit geschaffenen Reichtum sind aber nur noch Reste erhalten. Immerhin gibt's hier mal ein richtiges Ausflugscafe!
Bereits vor Söderhamn macht sich die hier ansässige Holzverarbeitung mit großen Sägewerken bemerkbar.
Das Städtchen ist mal wieder sehr weitläufig angelegt. Ein richtiger Kern ist nicht erkennbar. Im Hafen läuft gerade eine etwas größere Segeljacht mit deutscher Flagge ein. Das Anlegemanöver ist zu zweit doch etwas knifflig. Aber andere Segler stehen am Kai schon zur Unterstützung bereit. Sie sind aus Berlin und fahren ihren Segler abschnittsweise an der schwedischen Küste entlang. Hier gibt's immer wieder kleine Flugplätze, die den Rückweg ermöglichen. 
Heute Abend scheint es gar nicht mehr dunkel werden zu wollen. Nur Uhr und Müdigkeit sagen mir, dass es Zeit ist ...













1 Kommentar:

  1. beeindruckend. Gibt es Bienen o.ä. oder nur Stechmücken??
    LG die Bienenfreundin

    AntwortenLöschen