Sonntag, 21. Juli 2019

Tag-113 Alta - Olderfjord

Das Wetter hält, was die Vorhersage versprochen hat. Das kommt uns entgegen, weil wir noch zwei anspruchsvolle Etappen bis Honningsvåg vor uns haben !
Das Frühstück bereiten wir uns in der Gemeinschaftsküche. Auch die private Gruppe aus Oslo ist wieder dabei; wir hatten sie schon im letzten Quartier kennengelernt.
Den Joghurt zum Müsli brauche ich nicht vollständig auf und biete den Rest einer holländischen Camperfamilie an - im Rausch gibt's nen Capuccino :-) 
Nach einer kurzen Einrollstrecke am Wasser beginnt der heutige Frühsport mit knackigen 200 Höhenmetern auf etwa 4km. Der gesamte Anstieg zieht sich dann noch über 25km und die Hochebene mit knapp 400m ist erreicht. Zwischendurch geht's an einem schön gelegenen See entlang. Hin und wieder werden in Zelten oder einfachen Hütten sämische Souvenirs angeboten: neben Trachten sind immer auch reich verzierte Messer für die Jagd oder den Fischfang dabei. Da sind die ersten zwei Stunden schnell vorbei und ich bin schon einmal nass. Der leichte Wind VSV kühlt etwas, aber der Sommer ist jetzt angekommen und die Temperatur hält sich bei 24-25 Grad. Statt plagender Mücken gibt’s hier Fliegen, die nerven zwar etwas, aber immerhin stechen sie nicht. 
Auf der Höhe wächst dann praktisch nix mehr, ein paar kümmrige Birken, viel feuchtes Grünland unter anderem mit Wollgras. Zäune teilen die riesigen Flächen, aber Tiere sind nicht zu sehen. Hier oben liegen auch noch einige Schneereste. So geht es viele Kilometer über welliges Gelände durchs Nichts. Endlos zieht sich die Straße geradeaus, um mit einer gefährlichen Kurve auf die nächste Gerade einzuschwenken. Mitten in diesem Nichts steht eine kleine Kirche. Schon richtig weit abseits gibt's noch ein paar einzelne Häuser - Hütten ist vielleicht treffender. Der angekündigte Infopunkt ist nicht mehr als eine asphaltierte Schleife der Straße. 
Auf einem Parkplatz stehen drei Motorräder aus der Türkei. Die Männer mittleren Alters sind über Griechenland, Italien und das Baltikum 11.000 km unterwegs gewesen. Und so soll's auch wieder nach Hause gehen ... Na dann gute Fahrt! 
An einem Fluss stehen zwei beladene Fahrräder. Ein Studentenpaar aus Gdynia ist von Stockholm aus zum Nordkap gestartet. Sie wollen noch bis Turku und von dort mit dem Flieger nach Hause. Um die Kosten flach zu halten, setzen sie auf wildes campen mit fließendem Wasser.
Von der Hochebene stürzt sich der Fluss dann durch einen Wasserfall in eine Schlucht. Die Straße folgt dem Flusslauf. Auf der anderen Seite geht's dann wieder rauf. Nach sechs Stunden kommt endlich mal wieder so etwas wie ein Dorf mit gleich zwei Tankstellen inclusive kleinem Supermarkt und Hotel. Ich hole mir erstmal einen freien Cappuccino aus dem Automaten und genieße mein Teilchen von gestern dazu. Auch das polnische Pärchen macht hier eine kurze Pause und füllt Wasser nach. Sie halten jetzt nach einem geeigneten Platz fürs Zelt Ausschau.
Im Supermarkt ist der Strom weg. Die Kunden leuchten sich durch die Regale. Ich hole mir noch etwas Proviant: Bananen sind aus, also nehme ich Äpfel, außerdem einen Fertigsalat und für den restlichen Weg noch'n Hot Dog. An der Kasse wird's dann eng. Sie funktioniert auch ohne Strom, aber meine drei Karten werden sämtlich abgelehnt. Euros will die gute Frau nicht. Da springt ein Einheimischer ein und übernimmt spontan meine Rechnung. Mein Angebot ihm Euros dafür zu geben lehnt er ab. Dafür hätte er sich glatt drei Dosen Bier kaufen können. Was für eine Großzügigkeit - Vielen Dank!
So zieht sich die Pause und nach ner guten Stunde komme ich dann wieder auf die Straße. Da wartet nochmal ein leichter aber längerer Anstieg bevor es wieder auf Null runter geht. So ist es dann auch schon halb acht als ich Olderfjord ankomme. Alberto sitzt mit zwei Jungs schon beim Abendessen. Der Franzose will noch zum Nordkap und der Belgier ist schon auf dem Rückweg. Ich gönne mir auch ein Bier (9 Euro) und eine Portion Pommes (7 Euro!!). Der Kellner ist Student aus Prag und fragt uns, warum wir uns kein günstigeres Ziel ausgesucht haben ?!
So, jetzt noch schnell das Zelt aufbauen und dann noch ne heiße Dusche - schön wär's: die bleibt dann nämlich etwas sehr frisch :-(
Ein anstrengender (100km mit 1.000hm), aber toller Sonnentag mit wahrscheinlich locker 20 Sonnenstunden :-))






















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