Sonntag, 7. Juli 2019

Tag-100 Umeå - Ànäset

Das Frühstück gibt's dann doch in gewohnter Qualität als Buffet - also nix mit Wasser und Brot. Wegen guter Führung kommen wir vorzeitig hier raus. Das ist auch dringend erforderlich, wollen Tom und Ciarán doch den Bus nach Luleå noch erwischen. Und der geht pünktlich um neun Uhr. Für die Kälte im Norden gebe ich Tom noch meinen Buff aus Santiago mit. Dann geht’s los. Nach einigen Orientierungsproblemen mache ich den Busbahnhof gegenüber vom Hauptbahnhof aus. Einige Fahrgäste stehen schon in der Schlange an. Und wieder bestätigt sich Toms Zuversicht und Optimismus: der Bus hat eine hydraulische Laderampe und ein großes Gepäckfach :-) der Fahrer wird schon sichtlich ungeduldig, hängt er doch schon vier Minuten. Tom faltet in aller Ruhe seinen Zauberstab auseinander und wie so oft wirkt der international bekannte weiße Stab mit der Kugel am Ende jenseits sämtlicher Sprachbarrieren. Noch ein Foto und ein herzlicher Abschied, schon starten die beiden gen Luleå. Dort wartet bereits Michael, der als Pilot Nummer 5 den Schlussteil bis zum Nordkap übernimmt. Er hat übrigens vorher noch nicht auf dem Tandem gesessen!?
Was für tolle Menschen, was für eine grandiose Begegnung! Es war für mich sicherlich die bewegendste während der gesamten bisherigen Tour.
Ich beende im Knast noch mein Frühstück und nehme etwas Proviant für unterwegs mit. Das ist auch nötig, geht's doch abseits der Schnellstraße über Land. Nach kurzer Fahrt gibt's noch einen geöffneten Supermarkt und schon ein wenig weiter hat der dortige Markt sonntags geschlossen !?! 
Also mache ich unterwegs auf freier Strecke ein Picknick. Das fällt sehr kurz aus, weil hier im Wald etliche dieser blutsaugenden Plagegeister nur auf mich gewartet haben. Zwischendurch weist immer mal wieder ein Schild auf eine Siedlung hin. Die besteht oft lediglich aus einem Briefkasten und dem dazugehörigen Haus, vielleicht noch Scheune und Schuppen daneben. Und natürlich ein Fahnenmast, mit sorgfältig geschnittenem Rasen drumherum.
So fahre ich langgesteckte Geraden durch viel Wald in meinem gemäßigten Tempo. Noch einen Tag in der rock'n'roller-Gruppe hätte ich wohl nicht durchgestanden. Heute also wieder Cappuccino-Gruppe. Gut, Gruppe passt nicht so ganz, denn ich bin ja allein. Und Cappuccino gibt's auch keinen. Es dauert jedenfalls noch ne ganze Weile bis ich wieder in einem richtigen Dorf ankomme, nach etwa 60km. Da gibt's dann gleich zwei Supermärkte und endlich auch einen Kaffee. Aus einem Automaten. Wahlweise auch als Cappuccino. Aber die Milchkomponente ist aus :-(
Die letzten Kilometer muss ich dann doch noch mal auf die Schnellstraße. Die ist hier aber schon gar keine richtige mehr. Eher eine bessere Landstraße mit einem einfachen Seitenstreifen. Immerhin sind sonntags keine LKW unterwegs und auch sonst ist nicht viel los. 
In Ånäset komme ich zu einer weiteren Premiere für die Übernachtungsvarianten: eine kleine Hütte auf einem Campingplatz, mit Etagenbett, Kühlschrank und einfacher Elektroplatte. Die Sanitäranlagen sind jedenfalls ok und nach der Dusche gibt's im Restaurant noch was leckeres mit viel Kalorien sowie einem Bier dazu :-)) im heftigen Regen geht's zurück in die Hütte, soll der sich doch heute Nacht mal so richtig ausregnen ...













1 Kommentar:

  1. Lieber Georg,

    viele Glückwünsche zum 100 Tour- Tag. In der Tat tolle Typen, die Du da auf Deiner Tour kennen lernen darfst. Ich fürchte nur, dass es einsamer wird wenn Du weiter nach Norden kommst.
    Von Einsamkeit auf dem Rad war am Sonntag bei Annette und mir keine Spur. Das Siegtal war autofrei und wir haben 80 km gemacht. Von den Hunderten, die da unterwegs waren, hatte jeder Dritte schon ein E-Bike. Gemein, wenn sie an den Steigungen einfach so davonziehen. Der Druck zur Anschaffung wird immer größer ! Aber noch nehme ich Dich als Vorbild !

    Viel Glück und gute Beine weiterhin !

    Frank

    AntwortenLöschen