Samstag, 20. Juli 2019

Tag-112 Suolovuopmi - Alta

Was die Unterkunft und das Abendessen schon erwarten ließen, bestätigt sich beim Frühstück. Gut, dass wir nur das kleine genommen haben. Von süß bis kräftig ist alles dabei, frisch gebackene Brötchen und noch'n Joghurt mit Früchten und Müsli. Da bleibt auch noch etwas für unterwegs übrig. Unterwegs heißt heute von etwa 400m auf Meeresspiegel runter. Das bei Sonnenschein mit etwa 18 Grad sowie angenehmem Südostwind - das ist für uns VH :-))
Bei der Abfahrt kommt auch Karin dazu, die wir schon auf dem letzten Campingplatz als Nachbarin hatten. Sie hat sich zwei Monate Urlaub verschafft und ist mit Rad und Zelt von der russischen Grenze gestartet. Letzte Nacht war bei ihr wildes campen angesagt, heute will sie auf einen Campingplatz vor Alta, um noch eine Wanderung auf ein Hochplateau mit Blick in den Altacanyon zu machen.
Wir fahren zunächst direkt am Ufer des Flusses entlang, wo immer wieder schön gelegene Ferienhäuschen stehen. Auf der gegenüberliegenden Seite hat eine voll nach Norden ausgerichtete Schlucht noch immer Schneereste. Dann kommen wir selbst in eine fantastische Schlucht, die teilweise sehr eng ist und riesige Steilwände hat. Außerdem geht's hier richtig abwärts. Von den Höhen fallen kleine Bäche in Wasserfällen ab. Über uns kreisen Greifvögel. Und dann sind in der Ferne Berge mit weißen Kuppen auszumachen, die mit den weißen Wolken am blauen Himmel zu verschmelzen scheinen. Einfach toll - Das lässt sich mit Fotos gar nicht einfangen !
Mit schwindender Höhe wird's nicht nur wärmer, auch die Vegetation wird wieder üppiger, die Bäume größer. Im Tal gibt's schließlich erste Wiesen. Ich halte an einem modernen Milchviehstall und bekomme vom Junior bereitwillig einige Informationen zum Betrieb und zur Landwirtschaft in Norwegen. Sie halten hier 54 Milchkühe (plus Nachzucht), die etwa 500.000kg Milch liefern (also eine Jahreleistung von knapp 10.000 kg/Kuh). Die betriebliche Obergrenze liegt bei 900.000 kg; außerdem sind etwa 60 Weidetage vorgeschrieben. Auf etwa 90 ha Grünland wird das Futter als Silage gewonnen; daneben wird natürlich auch Kraftfutter eingesetzt. Der Stall hat 1.000 m2 und einen Melkrobotor. Schweine- und Hühnerhaltung lohnen sich hier oben nicht; es gibt auch praktisch keinen Ackerbau.
Es geht weiter Richtung Alta und schließlich leuchtet das Blau des Altafjords. Die Temperatur liegt inzwischen locker über 20 Grad. Alta hat etwa 12.000 Einwohner und nach Hammerfest die nördlichste Stadt mit mehr als 10.000 Einwohnern. Durch den Nordatlantikstrom herrscht jedoch ein mildes Klima; der Hafen ist ganzjährig eisfrei. Erstmals wird hier unser Ziel mit noch 240km ausgeschildert !
Ich treffe mich mit Alberto an einem Supermarkt zur Mittagspause und den Einkauf für das bevorstehende Wochenende (am Sonntag sind die Läden geschlossen). Während Alberto weiter zum heutigen Quartier aufbricht, fahre ich zum AltaMuseum. Da gibt's im Freilichtteil Felsritzungen, die bereits vor 7.000 Jahren von Menschenhand geschaffen wurden. Den Audioguide gibt's als frei zugängliche App izi.travel (darunter sind auch andere Sehenswürdigkeiten zu finden). Ein junger Mitarbeiter erklärt mir auf deutsch, dass die von Flechten überwachsenen Felsen mit Alkohol gesäubert wurden - neun Teile für den Fels, ein Teil für den Archäologen :-)) In früheren Jahren wurden die Ritzungen durch rote Farbe hervorgehoben und sichtbar gemacht. Davon ist man inzwischen abgerückt und beginnt diese teilweise wieder zu säubern. Hier könnte ich mich noch stundenlang aufhalten! 
Auf der Fahrt zu unserem Campingplatz strahlt die Nordlichtkathedrale in der schon etwas tiefer stehenden Sonne. Dann begegne ich noch Dieter, der mit Hurtigruten nach Kirkenes gefahren ist und sich von dort nach Süden vorarbeitet. Das war in den letzten drei Wochen mit Regen und Kälte offensichtlich kein Vergnügen. Aber jetzt sind die Wetteraussichten ja rosig - gute Fahrt!
Nach der Dusche gibt's von Alberto leckeres Quinoa mit Pesto und Reste vom Tagesproviant. Die Flut hat sich inzwischen zurückgezogen und um halb elf spiegelt sich die Abendsonne doppelt ... Zeit zum schlafen gehen :-o






















1 Kommentar:

  1. Nordkap in 240 km? Das ist ja nicht mehr weit. Da bleibt dann aber noch viel Zeit übrig :-)! Weiter nach Norden geht es ja dann nicht mehr. Rückweg durch Norwegen? Weiterhin viel Freude und wenig Mücken!

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