Zum Frühstück hole ich mir heute dann doch mal ein Croissant und ein Baguette. Im Proviant habe ich noch ein Döschen Erdbeermarmelade aus einem Hotel, Honig, eine Portion Creme brûlée, Käse, Wurst, ne Banane, ne Apfelsine und Orangensaft. Instantkaffee und -milch gibt's in der Wohnung von Fred.
Aber das beste ist der Sitzplatz:
1. auf dem Balkon mit Blick auf die Arena - ok, nicht ganz, eigentlich nur'n bisschen, also nur den oberen Rand der Arkadenbögen - aber immerhin !
2. noch dazu in der Morgensonne - ok, die kommt hier (noch) nicht hin, sorgt aber immerhin für einen strahlendblauen Himmel !
3. in der Wärme des Südens - ok, die kommt erst später, aber ich habe ja ne Jacke dabei ;-)
Dermaßen gestärkt mache ich mich auf den Weg durch die Stadt. Erstmal in die Arena, die auch heute noch richtig genutzt wird. U.a. für die „Stierkämpfe" (la course arlenaise) - auch hier unblutig. Das ganze resultiert letztlich aus dem Bedarf, die Rinder zu brandmarken, um das Eigentum zu sichern. Daraus wurde bereits in der Antike ein sportlicher Wettkampf.
Die römische Arena wird seit 200 Jahren wiederhergestellt. Zuvor hat sie als Stadtbefestigung gedient: im Mittelalter wurden die äußeren Arkadenbögen einfach zugemauert, vier Türme draufgesetzt und innen Häuser eingebaut - fertig ist die befestigte Stadt !
In der Arena werden Schüler eines Ausflugs in die Übungen der Gladiatoren eingewiesen.
Anschließend gibt's noch Erläuterungen zu Leben und Arbeiten der Gladiatoren, die übrigens nicht auf Leben und Tod kämpften. In ihren gut dotierten Verträgen mussten sie aber einräumen, dass Unfälle zum Tod führen können (so habe ich jedenfalls die frz. Erläuterungen verstanden). Zum Abschluss gibt's noch einen Auftritt zweier Kämpfer.
Auch das Theater ist nicht einfach nur Museum, sondern wird für Aufführungen genutzt. Wiederum wird mit Schülern gearbeitet und ein kleines Theaterstück eingeübt - sehr zur Freude Zuschauer :-) Es geht um Geld und Liebe. Mit einfachen Mitteln und Erläuterungen zum Ausdruck von Verhalten und Gefühlen wird das in der Kürze richtig gut!
Bevor ich hier weiter durch die Stadt ziehe, brauche ich aber erstmal ein Mittagessen: plat du Jour - nix für Vegetarier.
Insgesamt scheinen mir die Kirchen in Frankreich vielfach in einem schlechten Zustand zu sein (nicht nur nortre dame). Eine nicht mehr als solche genutzte dient als Ausstellungsort für Künstler. Gerade wird einer Schülergruppe eine akustische Performance präsentiert. Auch Vincent van Gogh hat zeitweise hier unten in der Provence gelebt und gewirkt. So steht hier auch die "Brücke von Langlois" (hölzerne Klappbrücke). Er hatte sein Atelier im gelben Haus, in dem heute das Café la Nuit eingerichtet ist. In Arles gibt's ein großes Museum.
Ich spreche ja inzwischen immer wieder auch mal Reisende an, denen man ansieht, dass sie keine Pauschaltouristen sind. So auch einen Radfahrer mit einem voll beladenen Crosser (Rennrad mit breiter Bereifung). Er ist vor einigen Tagen in Barcelona gestartet und will in etwa sechs Monaten nach Indien. Er ist mit einem Zelt ausgerüstet, schlägt sich aber derzeit mit couch surfing (in der Luxusvariante mit Dusche) durch. Unsicher erscheint ihm vor allem die Fahrt durch den Iran, da das mit einem Visum für 15 Tage knapp werden könnte. Dann ggf. oben rum durch Usbekistan und so ... bonne route !!
Vor der Weiterfahrt stärke ich mich noch mit einem Café au lait sowie einem Croissant aux almendes - die sind sooo was von lecker !
Nach Nimes sind's nur 30km - eigentlich! Aber an der vollen Schnellstraße entlang ? Nein danke! So mache ich im Rahmen der begrenzten Möglichkeiten dieser Gegend einen Umweg, so dass ich dann doch auf 40km komme. Dadurch komme ich auch über einen kleinen Höhenzug. Der liegt voller kleiner und größerer Kieselsteine. Statt Kiesabbau wird hier aber Weinbau betrieben!? Trotz aller Bemühungen lande ich irgendwie immer wieder auf Schnellstraßen, die aber immerhin einen breiten Seitenstreifen haben.
In Nimes mache ich dann noch einen kurzen Spaziergang mit nem Picknick aus meinen Vorräten, ner Dose Heineken und nem Rose als Absacker ...
Der schlechte Zustand der französischen Kirchen und der bescheidene Unterhalt des örtlichen Klerus ist auch dadurch zu erklären, dass es in Frankreich keine Kirchensteuer gibt, die zudem noch vom Staat erhoben und beigetrieben wird. Hier wird jede Gemeinde von ihren Mitgliedern finanziert. Anne
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