Auf dem Mühlenhügel am Campingplatz gibt's ein reichhaltiges Frühstücksbüffet mit allen Geschmacksrichtungen von süß bis kräftig und auch verschieben Zubereitungen von Hering. Im Schatten unter den mächtigen Eichen lässt es sich gut sitzen. Futterneider sitzen in den Bäumen: Krähen. Als ich mir noch einen Kaffee hole, setzt eine von ihnen zum Angriff an und holt sich ne Scheibe Käse von meinem Teller! Gegen die Schwerkraft kämpft sie sich damit auf den Baum zurück.
Die heutige Route führt wieder über Nebenstraßen zunächst zu einer Fähre. Damit kann Norrköping umfahren und der Weg um eine kleine Bucht etwas abgekürzt werden. Kurz davor orientiere ich mich nochmal bei Google Maps. Dabei entdecke ich auch mehrere Kommentare, die sich mit der Unzuverlässigkeit der Fähre beschäftigen. Auf einem schwedischen Mobilgerät kann man sich per SMS über die aktuelle Lage informieren lassen. Das habe ich natürlich nicht. Und so kurz vor diesem Ziel bringt das jetzt auch nix mehr. Kurze Zeit später sehe ich schon die wartenden Autos am Anleger und auch die ankommende Fähre. Läuft doch !
In der Schlange steht auch ein Radfahrer, der sich die Zähne putzt! Matthis kommt gerade aus den Büschen vom wilden campen. Er ist aus Bielefeld - gibt's das denn doch ? - und ist über Dänemark auf dem Weg nach Stockholm. Von dort will er mit der Fähre nach Helsinki und über St. Petersburg und das Baltikum zurück.
Auf der Anzeigentafel wird irgendwas von tekniske problemen und 14:00 klockan geschrieben. Woher wissen die denn um halb zwölf, dass sie ab 14 Uhr technische Probleme haben werden ? Da ist wohl mal wieder der Wunsch Vater meines Gedankens! Die haben natürlich jetzt Probleme und hoffen, sie bis 14 Uhr beheben zu können. Ich frage mal nach, weil meine Tourplanung da doch etwas durcheinander gerät und mein Quartier in unerreichbare Ferne rückt. Die Umfahrung macht etwa 50km aus, kostet also etwa drei Stunden reine Fahrzeit und jede Menge Kraft. Und danach habe ich noch weitere 60km. Auch wenn's lange hell ist, wäre das doch etwas sehr sportlich. Andererseits können die natürlich nicht garantieren, dass sie die Reparatur bis dahin wirklich schaffen. Aber der Techniker ist optimistisch und schlägt vor, wir sollten die Pause genießen.
Die Autos drehen schon ab und nehmen den Umweg in Kauf. In der Schlange hatte ich bereits einen PKW mit leerem Hänger ausgemacht. Der Fahrer scheint noch unentschlossen, ob er auch fahren oder doch warten soll. Ich frage nach und der ältere Herr mit seiner Frau will nun doch den Umweg von etwa einer Stunde in Kauf nehmen. Ich brauche unser Problemchen gar nicht zu schildern, da bietet er uns schon die Mitfahrt an. Also verladen wir die Räder auf dem Hänger und los geht's. Sein Fahrstil erscheint nicht immer ganz sicher, aber mit Hilfe der Korrekturanweisungen seiner Frau kommen wir doch wohlbehalten auf der gegenüberliegenden Seite an. Die beiden sind zu Hause, für uns geht's weiter Richtung Stockholm. Tack so mycket ! Das war doch mal wieder ein echtes Erlebnis mit großartiger spontaner Hilfsbereitschaft !
Auf freier Strecke machen wir mangels besserer Gelegenheiten an einer Bushaltestelle zum Mittag ein Picknick. Matthis hat natürlich seine Küche mit Vorrat und ich noch etwas Proviant dabei.
In Nyköping beginne ich mit der Nachrüstung für etwaigen Campingbedarf im Norden. Bei
Lidl ist der Schlafsack noch zu haben. Um Stockholm gibt's dann noch zwei Decathlon, wo ich mir schon ein Zelt und eine Isomatte ausgesucht habe. Ob ich wirklich zelten will, weiß ich noch nicht. Aber als Beamter habe ich schon gerne eine Zusatzversicherung :-)
Nach einem guten Latte macchiato mit einem süßen Teilchen fahren wir noch einige Kilometer gemeinsam. Dann trennen sich unsere Wege. Matthis will noch ein bis zwei Stunden Richtung Stockholm ans Wasser zum campen und ich fahre noch etwa zehn Kilometer zum ausgeschilderten Öster Malma, einem Wildpark und einer Restauration. Wir verabreden uns für morgen Abend schon mal auf ein Bier in Stockholm.
Für mich geht's über eine kleine Straße durch die pure Einsamkeit eines Naturschutzgebietes. Im Gebüsch springt ein Reh auf, aber sonst sind nur Vögel zu hören. Dann komme ich zum Schloss Öster Malma. Mir ging's bei der Buchung ja mal wieder nur um ein günstiges Bett mit Dusche. Aber was mich hier erwartet ist der Hammer: mitten im nirgendwo eine Schlossanlage mit Hotel und einem Wildpark. Betreiber ist der schwedische Jagdverband. Ja, was sich die grün berockten Herren (und Damen) da eingerichtet haben, ist schon beeindruckend. Die ham's ja wohl, sind ja auch meist betuchte von und zu und andere Großgrundbesitzer, Rechtsanwälte, Geschäftsleute, angehende Ministrialdirigenten und so.
Ich bin zwar nicht im Hotel, aber das Gästehaus im Seitenflügel hat alles, was ich brauche.
Deshalb hatte ich mir auch noch ein Fertiggericht, Joghurt, Bier und Cola fürs Abendessen besorgt. Zumal für mich nicht ersichtlich war, dass ich hier anders satt werden könnte. Echt schade um das leckere Wildbuffet !
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