Freitag, 14. Juni 2019

Tag-76 Hamburg - Travemünde/Skandinavienkai

Wiebke und Hannes müssen zur Arbeit, so dass wir zeitig frühstücken und ich relativ früh loskomme. Das passt ganz gut, weil ich so vor Abfahrt der Fähre um 22 Uhr noch eine gute Freundin in Lübeck besuchen kann. 
Bei Sonnenschein und freundlich gesinntem Wind komme ich gut voran, so dass ich mir bald eine Pause mit Milchkaffee und Erdbeerteilchen gönnen kann. In Bad Oldesloe mache ich Mittagspause mit einem Kanzler(a.D.)menü. 
Und dann bin ich auch schon in Lübeck. Das letzte mal war ich zum Geburtstag von Sonja vor drei Jahren mit Dieter hier. Der ist letzten Herbst mit 59 Jahren einem Herzinfarkt erlegen ... 
Heute trinke ich bei Sonja einen Kaffee und später sind wir noch gemeinsam beim Chinesen. Nach einem leckeren Essen starte ich zur letzten Etappe Richtung Skandinavienkai in Travemünde. Ich hatte zwar etwas von einem Busshuttle für Fußgänger und Radfahrer gehört, aber keine Vorstellung wo und wozu. Die Wegführung wird vor einem Tunnel sehr undurchsichtig, bis ich realisiere, dass genau hier der Bus zum Einsatz kommt. Der bringt mich aber nicht wie erwartet zum Terminal, sondern schmeißt mich auf der anderen Seite des Tunnels raus. 
Hier wird mir jetzt erstmals voll bewusst, dass ich nun nicht mehr Richtung Heimat unterwegs bin, sondern mich so richtig davon entferne...
Nach kurzer Fahrt erreiche ich schließlich das Terminal. Die Zufahrten für PKW, LKW und Motorräder sind eindeutig ausgeschildert. Bevor ich den Zugang für Fußgänger ausfindig mache, fahre ich dort einfach durch. Beim Check-in am Automaten gibt’s auch keine Probleme, vorbei an den LKW-Schlangen weist mir der Lademeister den Weg.
Neben einigen PKW steht ein Bus aus dem Hunsrück. Sattelauflieger wurden schon in den Keller geschoben. Jetzt fährt ein LKW nach dem anderen ein. Beim Abstellen wird nicht ein halber Meter verschenkt. Auch die Rampen zwischen den drei Etagen werden noch genutzt und dazu waagerecht hochgefahren. 
Im Restaurant herrscht bereits Hochbetrieb. An der Rezeption bekomme ich die Zugangskarte zum Abteil mit Liegesesseln. Kabinen sind nicht mehr zu bekommen, sehr zum Unmut einiger LKW-Fahrer. Ich bleibe aber allein im Sesselabteil. Die Fahrer verschwinden wohl in ihrer LKW-Kabine. 
An Bord gibt’s auch eine frei zugängliche Sauna - wir fahren ja auch nach Skandinavien ;-) Da kann ich jedenfalls morgen früh duschen. 
Im Restaurant treffe ich einen Radfahrer in sportlicher Montur. Jim ist aus Irland und will auch zum Nordkap. Er hat allerdings nicht ganz so viel Zeit. Genau genommen nur etwa zwei Wochen !?! Seine Strecke beträgt etwa 4.500km ! Von der holländischen Grenze aus hat er Deutschland an einem Tag durchquert mit 1 1/2 Stunden Aufenthalt in einer Werkstatt in Hamburg. Dafür ist er etwas früher als sonst gestartet. Üblicherweise ist er von 6 bis 22 Uhr unterwegs. Gegessen wird auf dem Rad, Pause hat er auf den Fähren. Er wird per GPS von seiner Frau und drei Freunden begleitet und auch mit Übernachtungen versorgt. Der Garmin (und ein Ersatzgerät) wird über Strom vom Rad versorgt. Er trägt sein einziges Trikot von Paris-Brest-Paris; dafür hat er 50 Stunden gebraucht mit 1,5h Pause. Letztes Jahr hat er Island umrundet - in 4 1/2 Tagen. Ab nächstem Jahr möchte er auf meinen Modus umsteigen. Er hat ein Zelt und Equipment dabei und will bei dem milden Wetter die Nacht unter Sternen verbringen...
Ich ziehe einstweilen in den Fernsehraum und mache es mir auf einem Sofa gemütlich ...










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