Dienstag, 25. Juni 2019

Tag-87 Västervik - Söderköping

Meine Gastgeberin Cecilia bereitet mir ein tolles Frühstück und wir unterhalten uns noch sehr gut. Bereits kurz vor neun komme ich los, um heute eine lange Strecke zu absolvieren: es geht zwar nicht in die Eifel, doch 120km stehen auch auf dem Programm. Und statt 35 Grad im Rheinland erwarten mich eher 25 Grad mit Wind. Der stellt sich dann auch bald als überwiegend günstig heraus und erleichtert mir das Tempo.
Die Strecke ist einmalig schön - und einmalig einsam. Abseits der Schnellstraße geht's fast durchweg über asphaltierte Straßen mit wenig Verkehr. Aber auch mit wenig Infrastruktur. So komme ich erst gegen Mittag an einen Stellplatz für Wohnmobile, wo auch Getränke und Eis angeboten werden. Hier fahre ich dann doch nochmal kurz auf die E22, um einige Kilometer im Gelände zu umgehen. Bei der Auffahrt kommt doch glatt Andreas, der Motorradfahrer von gestern, vorbei. Nach kurzer Strecke will ich aber auch nur noch runter von dieser heißen Piste.
Weiter geht's über welliges Gelände, das immer wieder kleine, aber heftige Anstiege parat hält. Die kosten doch einiges an Körnern ! 
Die typischen roten Holzhäuser hier in Schweden kommen nicht von ungefähr. Ich habe schon vermutet, dass hier oben der weltweit höchste Farbverbrauch sein würde. Doch es ist alles mal wieder ganz anders. Die rote Farbe wurde bereits Ende des 17. Jahrhunderts angerührt. Aus dem Abraum der Kupferminen in Falun ließ sich ein roter Farbton herstellen, mit dem man die Farbe der unerschwinglichen Ziegelsteine nachahmen konnte. Danach heißt sie auch Falunrot. Außerdem bietet sie einen sehr guten Wetterschutz und ist über Jahre beständig: also nix mit jährlich streichen! Balken, Giebelüberstände und Fenster wurden in früheren Zeiten grau oder schwarz gestrichen, so wie es heute noch bei Scheunen und Ställen zu sehen ist. Mir der weißen Farbe dafür, konnte man einen gewissen Wohlstand zeigen.
Es dauert auch nur noch ne gute Stunde bis zur nächsten Begegnung. Ein junges Paar aus der Ukraine ist mit Minimalgepäck unterwegs. Und ohne Zelt ! Sie schlafen sich bei warmshowers.com durch. Da habe ich mich auch schon angemeldet und muss nun doch mal klären, was da möglich ist. Die beiden sind in Stockholm gestartet und wollen in neun Tagen nach Süden. Der Rückflug ist ab Kopenhagen gebucht. Wir wünschen uns gegenseitig eine gute Fahrt, u.a. mit wenig Gegenwind - naja, dieser Wunsch kann ja nur begrenzt und jedenfalls nicht für uns alle in Erfüllung gehen. Aber als Kompromiss reicht ja vielleicht Seitenwind ;-)
In Valdemarsvik komme ich endlich mal wieder zu einer richtigen Kaffeepause mit einem frischen Erdbeerteilchen! Gut, beim Milchkaffee muss ich Abstriche hinnehmen. Aber ich bekomme zum Thermoskaffee immerhin heiße Milch.
Nach gut neun Stunden (brutto) und genau den geplanten 120km komme ich kurz nach sechs in Söderköping an. Die heutige Planung war mit gut 700 Höhenmetern bergauf veranschlagt: mein Tacho hat am Ende fast 1.200hm gemessen !?! Nach meinen Beinen zu urteilen, kommt der Tacho der Realität näher. Das kommt dann wohl auch der Eifelstrecke nahe.
Die Jugendherberge liegt direkt am Götakanal und nach einer Dusche brauche ich jetzt erstmal was richtiges zu futtern. Das bekomme ich auch: ein Grillteller mit viel Pommes. Und ein Bier ist auch schon dabei :-)
Heute Abend gibt's noch eine gute Nachricht: crazy old Jim, der Ire von der Fähre, ist am Sonntag am Nordkap angekommen - congratulations, you've done a great job !












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