Im Hotel läuft alles online bzw. per Hotline. Personal vor Ort? Fehlanzeige! Das ist der Preis der hohen Abgaben und Löhne: Automatisierung wo irgendwie möglich. Deshalb gibt's auch keine richtigen Cafés: ein echter Barristo würde den Kaffee unbezahlbar machen. Stattdessen gibt's Kaffee aus der Thermoskanne, bestenfalls noch ausm Automat. Dafür aber nach dem amerikanischen Prinzip: einmal für ne Tasse zahlen und dann beliebig nachgießen.
Das Frühstück steht jedenfalls abgepackt im Kühlschrank: ein Becher O-Saft, ein belegtes Brötchen, ein Schokomuffin und zwei Scheibchen Wassermelone. Kaffee gibt's am Automat, Milch und Joghurt ausm Kühlschrank, Müsli und Cornflakes aus einem Dosierspender. Gesehen habe ich hier nur ein einen anderen Gast, der Rest lief per Booking.com und Mail. Ist das die Welt, in der wir leben wollen ??
Der Radweg führt mich weitgehend abseits der Schnellstraße E22 durch eine faszinierende Landschaft, immer wieder mal ans Wasser, meist durch Wälder mit Wiesen und einsamen Gehöften. So etwas wie ein Gutshof passt zu Björndals Erben - die Älteren erinnern sich.
Der Weg abseits der Schnellstraße hat natürlich seinen Preis: kurvenreiche Umwege, welliges Gelände mit kurzen, aber knackigen Anstiegen und immer wieder Schotterpisten. Die sind oft festgefahren und haben schon fast asphaltgleichen Charakter. Aber es gibt auch mal Passagen mit loser Auflage. Die ist besonders tückisch und erfordert volle Konzentration. Richtig anstrengend wird's, wenn reger Fahrzeugverkehr daraus ein Wellblech geformt hat.
In einem Supermarkt besorge ich mir noch Sandwiches mit Krabben fürs Picknick und ein süßes Teilchen für den Nachmittag. Den Kaffee dazu gibt's an einer „Raststätte" der Schnellstraße. Die muss ich dann doch immer wieder mal nutzen. Das macht überhaupt keinen Spaß und ist geradezu beängstigend. In der zweispurigen Version ist noch ein relativ breiter Seitenstreifen verfügbar. Aber in den dreispurigen Abschnitten wird's eng. Und auf der Einzelspur ganz besonders.
Unterwegs treffe ich noch ein Paar aus Rostock mit Rad (und Zelt). Sie sind von Helsinki über die Inseln nach Stockholm gehoppt und wollen nun weiter bis Trelleborg. Heute haben sie noch meine bisherige Strecke bis Oskarshamn vor sich. Das sind gut 60km und sie haben Gegenwind. Aber die Tage sind ja momentan richtig lang.
Schließlich erreiche auch ich mein Ziel in Västervik. Heute soll's mal wieder was richtig gutes zum Abendessen geben. Das wird's auch! Aber für ausgepowerte Radler ist die gehobene Gastronomie doch nur bedingt geeignet. Immerhin bekomme ich einen Nachschlag an Kartoffeln, die dann meinen Bedarf an Kalorien gut decken können. Das Bier als Aperitif und der Weißwein zum Fisch (die Preise ignorieren wir jetzt einfach mal) verschaffen jedenfalls eine angenehme Bettschwere ...
Hej, wir Rostocker haben den netten Zeltplatz in Oskarshamn gegen 20:00 Uhr erreicht. Leider konnten wir die E22 am Schluss auch nicht mehr umgehen. :-)
AntwortenLöschenViel Glück für die weitere Reise!
Nett, euch getroffen zu haben und danke für die Rückmeldung! Euch auch noch eine schöne Tour, viele Grüße Georg
LöschenBei Deiner Beschreibung von Land und Leuten fällt mir spontan ein :"Help yourself!" und "Lonesom rider!"
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