Für's Frühstück habe ich gestern noch meinen Proviant ergänzt und bin nun autark. Mit ner vollständigen Küche geht das ja auch, aber der fehlende Kühlschrank unterwegs schränkt die Auswahl natürlich etwas ein.
Die Fahrt nach Simrishamn gestaltet sich mal wieder etwa anstrengend: strammer Wind VV. Aber das Wetter spielt mit, d.h. (noch) kein Regen.
Hier im südlichen Schweden sollen die landwirtschaftlich fruchtbarsten Böden der Welt liegen. Die Bestände von Weizen/Gerste, Raps und Zuckerrüben sehen jedenfalls üppig aus und die Größe der Schläge lässt auf entsprechend große Betriebe schließen. Am Straßenrand blüht Klatschmohn. Alles macht einen aufgeräumten, fast schon sterilen Eindruck. Das zieht sich durch Stadt und Land. Hier liegt jedenfalls kein Müll im Straßengraben. Überall stehen dagegen Windkraftanlagen, während Photovoltaik- und Biogasanlagen nicht zu sehen sind.
In Simrishamn habe ich zwar erst 20km geschafft, aber doch schon Hunger. Der wird mit einer Nudelmahlzeit gestillt. Weiter geht's an der Küste nordwärts, so dass der Wind jetzt nicht mehr ganz so ungünstig weht. Der Radweg längs der Hauptstraße ist in einem guten Zustand und die Beschilderung erleichtert die Orientierung.
In Kivik ist ein "Königsgrab" als Sehenswürdigkeit ausgeschildert. Es handelt sich um ein riesiges Steinhügelgrab, das in früheren Zeiten nicht ganz so pfleglich behandelt wurde: Anfang des 18. Jahrhunderts wurden die Bauern verpflichtet, ihr Eigentum mit Steinen abzugrenzen (statt mit Pfosten und Zäunen). Der Steinhaufen schien dazu geradezu einzuladen. Auch bei der Befestigung des Hafens wurde er als Lieferant für Baumaterial genutzt. Mit der Wiederherstellung als archäologisches Denkmal im 20. Jahrhundert bekamen die Bauern Betonpfosten für Ihre Grenzzeichen und mussten die Steine zum Grabhügel zurückbringen.
Nach einem Kaffee mit Apfelkuchen ziehe ich schon mal die Regenklamotten an und gehe wieder auf die Piste. Die Wolken haben sich inzwischen weiter verdichtet und ringsum zucken Blitze am Himmel. Das dazugehörige Donnern ist aber noch weit entfernt.
Unterwegs überprüfe ich nochmal die Streckenführung und bin just am geplanten Abzweig vorbei gefahren. Glück gehabt und 100m zurück, ist die Strecke doch wesentlich kürzer. Locker rolle ich über eine Nebenstraße bergab Richtung Küste. Hier sieht's nun sehr militärisch aus. Bevor ich weiter fahre, frage ich doch lieber mal die grünen Jungs, ob ich hier überhaupt durchkomme - was mir bestätigt wird. Überall Schilder mit der Warnung "Lebensgefahr" - hier ist ein Truppenübungsplatz und neben dem Donner sind auch Schüsse zu hören.
In meinem Routenplaner ist das Gebiet markiert, aber nicht weiter qualifiziert, so dass ich von einem Naturschutzgebiet ausgegangen bin. Die Wegführung geht jedenfalls genauso wie die von Google Maps mitten durch das Schiessgelände, so dass ich nach kurzer Strecke doch vor einem Zaun stehe und nicht weiter komme. Also wieder zurück und mit den Jungs nochmal die richtige Strecke abgeklärt. Die führt mich dann großzügig um das Gelände herum. War also nix mit Abkürzung. Dazu kommt dann, dass ich natürlich den Berg wieder hoch muss, die Straße in eine sandige Schotterpiste übergeht und zu allem Überfluss jetzt auch noch Regen einsetzt. Tolle Wurst !! Aber auch das lässt sich schaffen und so komme ich bald wieder auf eine asphaltierte Straße. Der gebe ich dann auch den Vorzug vor dem Radweg über einen Waldweg.
Mittags hatte ich mich schon bei einer Unterkunft über Airbnb angemeldet, aber immer noch keine Bestätigung erhalten. Inzwischen ist das Angebot einer anderen Herberge nicht mehr über bookingdotcom zu buchen. Na prima - und es regnet weiter ! So steuere ich erstmal die Herberge an in der Hoffnung auf ein freies Bett. Der Herbergsvater ist telefonisch erreichbar und wenig später vor Ort. Und freie Betten hat er auch noch: ich bekomme ein 8er-Zimmer für mich allein ! Außerdem gibt's auch Frühstück :-) Der Supermarkt nebenan hat an allen Tagen von 8-21 Uhr geöffnet. Er ist recht groß und es gibt alles - also fast alles. Bier ist noch dabei, aber ab Wein und höherprozentig hört bei den Schweden der Spaß auf. Dafür gibt's die Systembolaget, gleich nebenan. Ich kann nur eingeschränkte Öffnungszeiten ausmachen, die anderen Maßnahmen zur Abschreckung wie hohe Preise und möglicherweise begrenzte Mengen oder namentliche Erfassung kann ich nur erahnen.
Ich mache mir mal wieder ein Fertiggericht in der Küche warm, genieße ein Bier mit Cola dazu und kann dann gut einschließlich, während es draußen heftig stürmt.
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