Den (Palm)Sonntag lassen wir mal langsam angehen. Beim Frühstück gesellt sich Gilbert zu uns. Ich hatte ihn bereits vor einigen Tagen mittags beim Kaffee getroffen. Er ist Belgier, war als Berufssoldat 37 Jahre in der belgischen Armee und in Arolsen stationiert und lebt jetzt in Dresden. Er muss die Tour nach Santiago wegen Problemen mit einem Knie abbrechen und fährt heute Nacht um zwei mit dem Bus nach Santiago, um von dort nach Hause zu fliegen.
Unsere Gespräche ziehen sich etwas, so dass wir erst gegen 11:30 in die Pedale treten.
Aber heute geht's ohnehin sehr kräfteschonend und unterm Strich bergab.
Pouls garmin will uns auf die schöne Route abseits der Straße führen. Dieser Vorschlag endet aber schon bald vor einem Gatter, das sich jedoch immerhin öffnen lässt und wir so die dahinter liegende Wiese überqueren können. Dann folgen wir eine begrenzte Strecke einem Feldweg bevor wir schließlich doch wieder auf die Straße wechseln. Der fehlt zwar der Charme des richtigen camino, sie bietet aber einen festen Untergrund und damit zügiges vorankommen. Außerdem verläuft die Autobahn mal wieder parallel, so dass hier nicht viel los ist. Unterwegs wechseln zwei weitere Radfahrer aus der Pampa Richtung Straße. Auf freier Strecke machen wir einen Stopp und lassen uns von den beiden einholen. Es stellt sich heraus, dass es das Pärchen aus Irland ist, die bereits in Galisteo gemeinsam mit uns beim Abendessen waren und die ich schon in Caseres mit ihren auffälligen neonfarbenen Jacken gesehen hatte. Wir unterhalten uns noch etwas und setzen dann unsere Fahrt getrennt fort in dem Wissen, dass wir uns spätestens in Zamora Wiedersehen werden. Im vielsagenden Örtchen Cuba de Tierra del vino legen wir eine Mittagspause ein. In der Bar gibt's zum cerveca con limonada blanca (Radler) noch Häppchen mit Jamien und quesos, die wir uns brüderlich teilen und schließlich noch ne Portion paella, von der ich mir noch eine gönne. Die Iren kommen kurz nach uns an und setzen sich zu uns. Angelika ist aus München und ihr Mann Xavier aus Gent in Belgien: na das passt ja ! Wir tauschen noch einige Erfahrungen aus und erfahren außerdem, dass Angelika die Tour zu ihrem 50. geschenkt bekommen hat. Dummerweise hatte sie kurz vor Abflug Probleme mit Nierensteinen, die sie nun so gut es geht mit viel Flüssigkeit (goldener Wein ?) behandelt. Ihnen bleibt nicht mehr viel Zeit, weil ihr Rückflug schon am Dienstag ab Santiago geht. Also wollen sie heute nur noch bis Zamora fahren und dann den Zug nach Santiago nehmen. Sie haben sich in Sevilla Leihräder genommen, die sie dann in Santiago abgeben werden. Xavier ist ein online-freak und erklärt uns erstmal seine camino-App mit allen Details und Vorzügen. Wir haben den Eindruck, ihm gehört die Firma und er will uns die App verkaufen. Nach einem letzten Café con wird's Zeit weiter zu fahren. (Der ganze Spaß hat uns zusammen 8 Euro gekostet!?). Xavier hatte uns nochmal bestätigt, dass es bis Zamora praktisch nur noch bergab geht. So lassen wir es also rollen :-) Auf der alten Brücke zur Stadt müssen wir natürlich erstmal wieder Fotos machen. Dazu bietet sich eine junge Spanierin an, die gerade mit ihrem kleinen Sohn im Kinderwagen vorbeischiebt. Sie erklärt uns kurz noch die wichtigsten Dinge zum heutigen Palmsonntag und der zugehörigen Prozessionen und dann geht's auf in die Stadt. Dort werden wir prächtig empfangen! Die Leute stehen am Straßenrand und jubeln uns auf dem Weg zu unserm Hotel zu. Viele von ihnen tragen gelbe Palmwedel - sollten wir da doch etwas verwechselt haben? Ohne Dusche gehen wir direkt zu der heutigen Prozession, die nur wenige Meter vom Hotel entfernt vorbei zieht. Sie wird von Bruderschaften organisiert und getragen. Die Büßer tragen Masken - zur Wahrung der Anonymität (das will die DSGVO ja auch). Nach einer kurzen Dusche geht's auf zum Start der semana santa. Wir nehmen in der Bar neben dem Hotel erstmal den hiesigen vino tinto torro und ein paar Tapas. Auf dem Weg zur Kathedrale bieten sich weitere Gelegenheiten zur Stärkung, die wir gut nutzen. Auf der Hauptstraße ist der Teufel los! Gegen 10 Uhr wollen wir uns auf den Rückweg machen als gerade eine weitere Prozession gen Kathedrale zieht. Wir schließen uns an und erleben den dortigen Wechsel, kommen aber leider nicht in die Kirche rein. Auf dem Rückweg zum Hotel probieren wir noch einige Bars bevor wir den Kreis vor dem Hotel schließen. Die Iren haben wir leider nicht mehr getroffen.
Das war ein rundum gelungener Tag, an dem wir sehr viel Spass hatten und viel erlebt haben.
Ich lese heute nur...Vino tinto...Tapas...Café con...
AntwortenLöschenScheint ein schöner Tag gewesen zu sein :-)
Viel Spaß noch! M.V.
Diese Prozessionen gibt es in der Karwoche in jeder spanischen Stadt ,die was auf sich hält. Die Sänften mit den Heiligenfiguren sind furchtbar schwer, so dass die Träger häufig wechseln und sich stärken müssen. Spannende Zeit! Anne
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