Mit dem Herbergsvater hatten wir uns für 8 Uhr zum Frühstück verabredet. Ok, bis wir dann dort waren, zeigte die Uhr schon viertel nach. Das machte den Bock aber auch nicht mehr fett: die Fußpilger waren schon nicht mehr zu sehen. Die beiden Schlafsäle waren bereits leer, die Tische abgeräumt, lediglich für uns waren noch zwei Plätze gedeckt. Wie die Gegend so fiel auch das Frühstück etwas karg aus. Naja, dafür waren wir immerhin recht früh unterwegs, was allerdings den Nachteil der morgendlichen Frische nach sich zog. Hier oben in den Bergen auf etwa 800m ist es trotz Sonne doch merklich kühl. Das wirft vor allem hinsichtlich der Klamotten immer Probleme auf, zumal es nach einer kurzen Einrollstrecke gleich in die vollen gehen sollte und wir schnell ins Schwitzen kamen.
Die Strecke führte über kleine Straßen ohne echten Verkehr. Wir hatten aber bisher ohnehin beide schon den Eindruck, das Fußgänger und Radfahrer hier unter einem besonderen Schutz stehen. Ich werde noch recherchieren, ob es die Todesstrafe in Spanien noch gibt? wenn, dann sicherlich für Verkehrsunfälle mit Fußgängern oder Radfahren. Während bei uns die Autos meist noch schnell über den Zebrastreifen fahren, wird hier geradezu auf den nächsten Fußgänger gewartet. Und auch beim Überholen von Radfahrern sind die Spanier äußerst geduldig. Auf einsamer Strecke empfinde ich auch das hupen der sich von hinten nähernden Autos eher als rücksichtsvolle Warnung denn als drängeln a la „Platz da, jetzt komm ich!"
So radeln wir zunächst gemütlich los durch eine grüne Landschaft mit Kopfweiden, Steinmauern und Rindern, meist Mutterkühen. Die Steigungen bringen uns immer wieder ins schwitzen. Nach ner guten Stunde wird's deshalb Zeit für die erste Kaffeepause mit Keksen vom Frühstück. Bis man danach wieder in den richtigen Tritt kommt, ist doch erstaunlich anstrengend. Aber anstrengend kommt erst noch: Wir müssen noch auf 1090m !
Vorher geht's durch Bergbaugebiet mit riesigen Steinbrüchen und einem modernen Stonehenge: Skulpturen aus Granitblöcken.
In einem der vielen Tümpel, die als Tränke auf den Weiden angelegt wurden, sehe ich dann eine Schildkröte, die sich jedoch schnell im Grünzeug versteckt. Bereits gestern hatte ich zwei davon gesehen, die sich auf einem Stein in einem solchen Tümpel in der Sonne wärmten. Bevor ich für ein Foto bereit war, waren sie jedoch schon abgetaucht.
Die Entscheidung über eine Mittagspause vor dem Berg wird uns genommen, da in dem Kaff nix geboten wird. Also weiter über 18km zum nächsten Dorf und eben besagten Berg. Der Anstieg zieht sich über 5km, aber dann ist es geschafft. Kein Ausblick, aber oben. Der Vorteil von Bergen ist ja, dass es auf der anderen Seite wieder runter geht - tut's auch :-) über stark welliges Gelände wird die Landschaft jetzt wieder großzügiger und offener mit vielen Störchen, die auf ihren Nestern sitzen oder auf Futtersuche sind. Zunächst kommt eine Hacienda mitten im nirgendwo mit schwarzen Schweinen im Freilauf und später auch unter Korkeichen. Gegen halb vier kommen wir dann doch noch zum menu del dia. Von außen ist der Laden wie so oft völlig unscheinbar, drinnen gibt's spanische Gemütlichkeit. Ein Ofen bollert und macht es angenehm warm, denn die Sonne ist weiterhin noch nicht sehr stark, einige Einheimische trinken Kaffee oder Bier und einige Jakobspilger haben ihr Tagesziel offensichtlich schon erreicht. Wir nehmen das menu del dia ohne zu wissen, was da überhaupt kommt. Zunächst mal ne Flasche Rotwein, die ist inbegriffen während Bier extra geht - das geht natürlich gar nicht! Dann kommt eine klassische Linsensuppe mit Chorizzo - super lecker, wie wir beide finden :-) da hätten wir den Hauptgang doch glatt tauschen können! Nach Dessert sowie Café con leche und ner guten Stunde später machen wir uns beschwipst und beschwingt auf die Fahrt nach Salamanca. Mit Hilfe der Schwerkraft und der gegenseitigen Unterstützung durch wechselnde Führungsarbeit kommen wir zügig voran und können den Tagesschnitt nochmal ordentlich nach oben korrigieren. Da auch Paul in Salamanca ne Pause mit Sightseeing einlegen will, nehmen wir wieder ein gemeinsames Zimmer für zwei Nächte. Das liegt mitten in der Stadt, ist aber doch durch die hier typischen „Innenlichtschächte" sehr ruhig :-)
In einer nahe gelegenen Bar stärken wir uns schließlich noch mit einer gelungenen Kombination aus bocadillos und ensilada.
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