In der Herberge glaube ich schon, verschlafen zu haben: die Sonne grell am Himmel, dann muss es doch schon nach acht Uhr sein ? Aber nein, eine übereifrige Pilgerin will zeitig los und hat schon um halb sieben das Licht eingeschaltet! Gute Gelegenheit, den Vorhang der Wahlkabine ohne großes Aufsehen loszuwerden. Um acht müssen hier eh alle raus sein.
Das schaffen wir dann auch locker und radeln ne knappe halbe Stunde durch Wolken und Nebel bei knapp fünf Grad auf und ab, um im sehenswerten O Cebreiro unser Frühstück zu bekommen.
Der heutige Tag könnte auch als Ruhetag gelten: Abfahrt über knapp 60km nach Ponferrada. Dabei vernichten wir die gestern mühsam erarbeitete Lageenergie und rollen etwa 800m abwärts. Aus den Wolken raus, haben wir schon bald klare Sicht auf die umliegende besonnte Gegend und kommen schließlich selbst in den Sonnenschein :-) der wird uns heute treu bleiben.
Hier oben überfahren - besser: überrollen - wir dann auch irgendwann die Grenze nach Castlia y Leon.
Wir fahren durch das Tal der Valcarce. Das ist dem Ahrtal sehr ähnlich: nur zwei Nummern größer und statt Weinterrassen gibt's Betonterrassen, damit die Autobahn noch reinpasst.
Die Handschuhe aus Santiago leisten auf dieser Abfahrt sehr gute Dienste; bei einem Boxenstop werden sie jedoch leider Opfer der Sonne, da es inzwischen angenehm warm ist und ich sie gar nicht vermisse. So lasse ich sie wohl auf den Satteltaschen liegen und haben dort keinen Halt ...
In Villafranca del Bierzo machen wir Mittagspause, die wir noch etwas verlängern müssen, weil die Straßen für eine Vuelta gesperrt sind.
Das Tal öffnet sich in eine fruchtbare Ebene mit Obst- und Weinbau. In Ponferrada gibt's ne alte Burg der Tempelritter und eine sehenswerte Altstadt. Wir trinken noch einen Café con mit churros und entscheiden uns zur Weiterfahrt. Der Tag ist noch jung und wir sind noch voller Energie. Diese Gelegenheit nutzen wir, um den morgigen Anstieg von 1.000m etwas zu reduzieren. Und so fahren wir hinter Molinaseca durch ein schönes Tal mit weißem Ginster. Der Blütenduft ist mal wieder betörend. Atemberaubend schön ist der Ausblick auf die umliegenden Berge, deren schneebedeckte Gipfel mit dem weiß der Wolken am blauen Himmel eins werden.
Unterwegs zeigt sich, wie hier eine potentielle Gefahrenquelle fachmännisch gesichert wird ;-) Nach etwa 300 Höhenmetern kommen wir nach Riego de Ambros. Die Herberge hat noch freie Plätze und so beziehen wir hier Quartier. Morgen geht's dann weiter aufwärts auf etwa 1.500m ... und das voraussichtlich im Sonnenschein :-))
Lieber Georg,
AntwortenLöschenwieder ein toller Bericht über Deine Reise, da kommt Fernweh auf. Kenne die Gegend in Spanien auch ein wenig, ganz anders als die üblichen Vorstellungen von Playa und Co. Sehr grün, aber das kommt, wie Du an den Wetterkapriolen gemerkt hast, nicht von ungefähr. Jetzt, wo Du nach Castilia-Leon kommst, wird es trockener. Auch die Küche, die Du ja reichlich zu genießen scheinst, wird anders. Verhungern wirst Du jedenfalls nicht.
Liebe Grüße und weiterhin eine erlebnisreiche Reise
Frank